Wer mit den Basis-Tarifen der Airlines unterwegs ist, bekommt oft nichts mehr zu essen. Zum Glück kann er immer öfter – egal in welcher Klasse – Mahlzeiten online bestellen.
Vor Kurzem meldete United Airlines, dass ab sofort bis zu fünf Tage vor Abflug Menüs digital vorbestellt werden können. Endlich, möchte man ausrufen, denn Kunden der Konkurrenz American Airlines und Delta können das schon lange machen.
Bis dato hat sich die Online-Bestellung von Mahlzeiten bei den Airlines zwar noch nicht flächendeckend durchgesetzt, aber dank Internet liegt darin die Zukunft, denn zwei Faktoren begünstigen diesen Trend: einmal der Kostendruck in der Luftfahrtbranche und zum anderen der Umstand, dass fast jeder ein internetfähiges Handy besitzt.
Während Sondermahlzeiten schon immer – ehemals telefonisch – vorbestellt werden konnten, ermöglicht das Online-Bestellen im Airline-Catering eine weitere Rationaliserung, aber zugleich Personalisierung im Bereich Service. Die Billigflieger gehörten zu den ersten, die das erkannten.
Ryanair betreibt das virtuelle Getaway Café, wo von zu Hause aus Softdrinks und Knabberzeug gebucht werden können. Der Preisabschlag zum Bordverkauf beträgt zehn Prozent. Außerdem werden die georderten Getränke und Snacks an Bord bevorzugt serviert. „Bistro“ nennt Easyjet sein Catering, bei dem es nicht nur Chips gibt, sondern auch Suppen und Fertiggerichte. Wer hier schon im Voraus weiß, was er essen möchte, bucht einen ausdruckbaren Voucher und spart bis zu 20 Prozent des eigentlichen Preises.
Ziemlich ausgereift ist das Angebot der Condor. Wer hier zum Eco-Light-Tarif spätestens 24 Stunden vor dem Abflug ein Sandwich für 4,49 Euro online dazubucht, erhält ein Heißgetränk oder Wasser obendrauf. Er hat aber ebenso die Möglichkeit, sich bei einem längeren Flug ein warmes Gericht in Bioqualität auszusuchen bzw. auf Fernstrecken sich wie ein Passagier in der Premiumklasse zu verköstigen.
Auch die sogenannten Full-Service-Airlines haben das Online-Vorbestellungsgeschäft für sich entdeckt. Neben den US-Fluglinien bietet British Airways mit dem Speedbird Café Snacks, Sandwiches und Getränke auf Kurzflügen virtuell an. Und wer vergessen hat, vorher zu bestellen, der kann seit Neustem noch ad hoc über das WLAN an Bord seinen Imbiss buchen.
Nur sieben Stunden vor der Abreise genügen in Helsinki der Finnair, um bei einem Online-Order das gewünschte Sandwich oder die Pizza Margherita auf dem Flug zu liefern. Mindestens 24 Stunden Vorlauf benötigt Finnlands Airline bei Abflügen von anderen Flughäfen.
Passagiere der Air France, die auf Fernstrecken keine Lust auf die Standard-Verköstigung haben, gönnen sich ein À-la-carte-Gericht. Wie also wäre es mit einem „Menü Océan“ mit Fisch für 15 Euro oder einem „Menü Fauchon“ von gleichnamigen Pariser Delikatessenladen für 28 Euro?
Wenn Catering-Experten der Online-Vorbestellung von Verpflegung eine große Zukunft voraussagen, dann sehen sie einmal den Vorteil für den Kunden, der diese Möglichkeit als Extra-Service goutiert.
Doch die Fluglinien profitieren davon noch mehr, und das nicht nur umsatzmäßig. Mit den Vorbuchungen erübrigt sich nämlich die alte Frage nach „Hühnchen oder Pasta?“, und es gibt keine enttäuschten Gesichter mehr, weil Hühnchen aus ist. Gleichzeitig fällt auch weniger Abfall an, weil die weichen Nudeln keiner wollte. Passgenaueres Catering spart zudem Gewicht, da die Airline weiß, wer was isst und nicht noch Extra-Portionen laden muss.
Wie man Menüvorbestellungen tatsächlich in ein Serviceplus verwandeln kann, führt seit 2018 Singapore Airlines vor. Noch nicht auf allen Routen und wegen Corona auch nicht von jedem Airport aus möglich, bietet Singapurs Fluglinie mit „Book the Cook“ Gästen der First-, Business- und Premium-Economy-Class online eine Auswahl von bis zu 70 warmen Hauptgerichten. Es ist eine auf Neudeutsch Win-Win-Situation, weil einerseits Passagiere so eine Riesenauswahl haben und andererseits die Airline präziser kalkulieren kann. So präzise, dass der Service ganz kostenlos angeboten wird.
(thy)
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