VDR-Geschäftsreiseanalyse 2023: Tagesreisen und Fliegen sind out

Erweiterte Anforderungen wirken sich auf Geschäftsreisen aus. Foto: iStock/Rawpixel

Es wird vermutlich nie mehr so wie vor der Pandemie. Die VDR-Geschäftsreiseanalyse verbrämt zwar die Ergebnisse als „weniger ist mehr“. Aber letztendlich befindet sich der Markt der Dienstreisen in einem Umbruch.

Heutzutage wird weniger, dafür aber länger gereist. Tagesreisen – egal ob In- oder Ausland – sind nicht mehr zeitgemäß. Die Durchschnittsdauer einer Dienstreise beträgt daher zwei bis drei Tage. Zudem verzeichnen Geschäftsreisen zwar einen stetigen Anstieg, dennoch gibt es Faktoren, die dem Wachstum deutliche Grenzen setzen.

Wachstum mit Bremsen

Im Ergebnis kam es im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 zu einer Steigerung von 82 Prozent und damit insgesamt zu 75,1 Millionen Geschäftsreisen. Die Ausgaben verdoppelten sich zum Vorjahr auf 26,9 Milliarden Euro. Konkret bedeutet das, dass 8,4 Millionen ihre Koffer packten. Vor allem bei den größeren Unternehmen hat sich der Anteil der Business Traveller verdoppelt. Allerdings: 2019 waren es 13 Millionen Geschäftsreisende.

Doch obwohl viele Unternehmen davon ausgehen, dass die Geschäftsreisevolumina nicht mehr reduziert werden, ist mehr als der Hälfte der befragten Firmen klar, dass Geschäftsreisen dauerhaft auf einem niedrigeren Niveau bleiben werden als in den Rekordjahren. Energiekrise, Inflation und klimabewusstes Handeln ersetzen nun Lockdowns, Reiseverbote und Angebotsstreichungen.

Mehrtägige Geschäftsreisen

Wie bereits in der letzten Geschäftsreiseanalyse des VDR setzt sich der Trend längerer Business-Reisen fort. Im Schnitt betrug in allen Betrieben verschiedenster Größen eine Geschäftsreise 2,4 Tage. In Unternehmen mit über 1500 Beschäftigten dauerte jeder vierte Trip länger als vier Tage. Im Vorjahr war es noch jeder fünfte.

Während 2019 noch 70 Prozent aller Dienstreisen ohne Übernachtung stattfanden, waren es diesmal nur 45 Prozent aller Reisen. Insofern wurden vor allem bei Auslandreisen deutlich mehr Übernachtungen gebucht – im Vergleich zum Vorjahr haben sie sich verdoppelt.

China und USA im Abwind

Mit den multiplen Krisen haben sich auch die Geschäftsreiseziele geändert. Wegen der Abschottung Chinas sowie der rigorosen Einreisebeschärnkungen in die USA verlieren beide Länder ihre Vorrangstellung beim Ranking der Geschäftsreiseziele, die zum letzten Mal 2015 vom VDR abgefrat wurden. Auch Großbritannien verliert als Ziel, und Russland rutscht wegen des Angriffs auf die Ukraine ganz aus dem Fokus. Gewinner sind die Nachbarländer Schweiz und Österreich. Und auch Indien steigt auf.

Lieber nicht reisen

Wenn es um Klimaschutz geht, dann gehört zu den wichtigsten Maßnahmen der Firmen die Abwägung, ob eine Geschäftsreise überhaupt notwendig ist. So verfahren 90 Prozent der befragten Unternehmen. Der Wechsel von Flug zu Zug, der sich im ersten Pandemiejahr 2020 zum Teil gezwungenermaßen vollzogen hat, bleibt auch weiterhin mit 83 Prozent die zweitbeliebteste Maßnahme zur Förderung der Nachhaltigkeit.

Immer wichtiger wird auch, wie Betriebe vor Ort mit Angeboten Mitarbeiter motivieren, sich klimaschonend zu verhalten. Über 80 Prozent der Unternehmen tun das bereits bzw. planen es. Je größer der Betrieb ist, umso eher erwarten die Beschäftigten, dass ihr Unternehmen Flagge zeigt und Regelungen vorgibt. Liegt die Wahl bei den Reisenden, kann eine Incentivierung (Gutscheine für Bioläden, Rabatte für E-Roller, city-Bikes etc.) die Entscheidungen in Richtung Nachhaltigkeit lenken.

(thy)

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