Das Elend am Amsterdamer Flughafen Schiphol geht weiter. Wegen des akuten Personalengpasses bei den Sicherheitskontrollen werden die Passagierbegrenzungen bis März 2023 nicht nur verlängert, sondern auch noch erhöht.
Aktualisiert 30.9.2022:
Erst vor elf Tagen hatte der Airport Schiphol bekanntgegen, dass die neue Passagierobergrenze von abfliegenden 54 500 Peronen pro Tag nur bis Oktober geplant sei. Das entspricht etwa 18 Prozent weniger Gäste als in Normalzeiten. Nun aber musste das Management erneut die Maßnahme verschärfen. Das sogenannte Passenger Cap wird nicht Ende Oktober aufgehoben. Noch schlimmer: Bis Ende März sollen täglich 22 Prozent weniger Passagiere als üblich abheben.
„Die Passagierbegrenzung beizubehalten, ist lebenswichtig. Wir wollen die Sicherheit der Mitarbeiter sowie Reisenden garantieren und darüber hinaus verlässliche Abläufe bieten. Die Maßnahme wirkt sich ganz offensichtlich auf Passagiere und Airlines aus, was wir als sehr unglücklich betrachten“, entschuldigte sich Hanne Buis, COO der Royal Schiphol Group.
Von den Restriktionen ist KLM besonders betroffen, weil Schiphol der Heimatflughafen der Airline ist. KLM bleibt nichts anderes übrig, als zum wiederholten Male den Verkauf von Tickets einzuschränken. „Die Lage in Schiphol hält nun schon zu lange für zu viele Kunden und Kollegen an. Beschränkungen sind keine Langzeitlösung“, kritisiert folglich KLM-CEO Marjan Rintel, „Schiphols neue Restriktionen im Winter bieten uns überhaupt keine Persepktive.“
Aktualisiert 19.9.2022:
Nachdem es den Sicherheitsfirmen in Schiphol nicht gelingt, ausreichend Mitarbeiter für die Passagierkontrolle zur Verfügung zu stellen, greift der Airport erneut zu drastischen Maßnahmen. Bereits zum dritten Mal seit diesem Sommer wird die Zahl der täglich abfliegenden Fluggäste reduziert, und zwar drastisch.
Die neue Passagierobergrenze beträgt ab sofort 54 500 Passagiere pro Tag im September und 57 000 Fluggäste pro Tag im Oktober. Im Schnitt sind das noch einmal täglich 18 Prozent weniger Personen – in Zahlen 9259 – als bis dato. Die sogenannten Passenger Caps sollen bis 31. Oktober gelten. Allerdings wird eine Verlängerung bis Ende des Jahres nicht ausgeschlossen.
Das Fiasko am Amsterdamer Flughafen hatte auch in der vergangenen Woche personelle Konsequenzen. Dick Benschop, der CEO des Flughafens, trat zurück.
Meldung 18.8.2022
Die Balance zwischen vielen Passagieren und wenig Personal ist noch nicht gefunden. Heathrow, Schiphol und Frankfurt schaffen daher Begrenzungen von Fluggästen oder Flugbewegungen bis Herbst nicht ab.
In Absprache mit den Airlines beendet Londons Airport in Heathrow die tägliche Grenze von 100 000 Abfertigungen pro Tag erst am 29. Oktober dieses Jahres. Ursprünglich sollte dieses Limit nur bis 11. September gelten. Mit in Vor-Corona-Zeiten rund 80 Millionen Fluggästen pro Jahr ist Londons Großflughafen unverändert das wichtigste Drehkreuz in Europa, das keine Probleme hatte, täglich über 200 000 Gäste abzufertigen.
Auch der Flughafen Schiphol, mit 2019 beinahe 72 Millionen Fluggästen, hatte angesichts des Flugchaos die Zahl der täglichen Passagiere begrenzt auf 67 500 pro Tag im Juli, 72 500 im August und im Oktober auf 69 500.
Der Flughafen Frankfurt hat für den Sommer das Tempo der Flugbewegungen weiter reduziert, um ebenfalls den Ansturm der Reisenden zu begrenzen. Von ursprünglichen 106 Flugbewegungen verringerte man auf 96 pro Stunde im Frühsommer, und im Juli durften dann nur noch 88 Flugzeuge pro Stunde starten oder landen.
Zudem gehören auch freiwillige Flugstreichungen oder die Verlagerung von Flügen durch Airlines in verkehrsärmere Zeiten zu den Maßnahmen, um reibungslose Abläufe zu gewährleisten. Grundsätzlich endet der Sommerflugplan am 30. Oktober, das heißt, dann enden auch die Beschränkungen, die im Sommer eingeführt wurden. „Einen Passenger Cap oder Flugbewegugngscap per se gibt es nicht“, heißt es aus der Pressestelle des Flughafens.
Zeitweilige Begrenzung von Passagierzahlen und Flugbewegungen sind also wirksame Methoden, um weiteres Chaos zu verhindern. Zugleich sind die Auswirkungen des sommerlichen Durcheinanders noch deutlich zu spüren: Der Kofferstau in Deutschland ist zum Beispiel immer noch nicht vollständig abgearbeitet.
So berichtet das Airline-Portal Airliners.de, dass etwa am Hamburger Flughafen immer noch 1000 Koffer, Taschen und andere Gegenstände darauf warten, ihren Besitzern nachgeliefert zu werden. Allerdings kommen offensichtlich die Bodendienste der Airlines wegen Mitarbeiterengpässen nicht dazu.
(thy)
Gepäckfallen: So fliegt der Koffer nicht woanders hin
Tipps für eine entspannte Reise: Das können Sie selbst gegen das Flugchaos tun
Weniger Flugchaos, mehr Kofferstau