Anfang April erhebt die Air France/KLM für die Reservierung des Wunschsitzes Gebühren, und zwar in der Business Class. Der Konzern folgt damit einem Trend, der sich etablieren könnte.
Business-Class-Tickets kosten je nach Ziel schnell mal ein paar Tausend Euro. In so einem Fall ist es nicht ganz falsch anzunehmen, dass die Buchung des Präferenzplatzes im Preis inbegriffen ist. Doch nicht so bei der Air France und KLM. Ab 4. April 2023 werden nach eigener Aussage abhängig von der Strecke zwischen 70 und 90 Euro pro Reservierung erhoben, und zwar schon gültig für alle Abflüge ab 13. April. Diese Gebühren werden vorerst nur auf Fernstrecken fällig. Flüge nach Nordamerika sind von den Zusatzkosten entbunden.
Ausgenommen von diesen neuen Abgaben sind Mitglieder von Flying Blue mit dem Status Silver, Gold und Platinum sowie Kunden, deren Firmen Verträge mit der Airline haben. Kostenlos bleibt auch die Zuweisung des Wunschsitzes beim Einchecken vor Ort – vorausgesetzt, der Präferenzsitz ist noch frei.
Wer staunt, dass nun Air France/KLM in der Business Class etwas macht, was lange nur die Billigflieger und seit geraumer Zeit die großen Airlines in den Eco-Klassen vorexerzierten, muss sich nur umsehen. Zu den ersten renommierten Airlines, die sich in der Geschäftsklasse Sitzreservierungen extra bezahlen ließen, gehörte 2019 British Airways. Ein Jahr später zog Finnair nach. Auch Emirates und Qatar erheben dem Branchenportal Frankfurtflyer.de zufolge mittlerweile bei bestimmten Business-Tarifen Zusatzaufschläge für die Reservierung des bevorzugten Sitzes.
Dabei ist das Prinzip der Preiszuschläge immer das Gleiche: Zur Optimierung der Profitlage wird der ursprüngliche Gesamtpreis in kleine Serviceteile zerlegt, um sie dann gegen den entsprechenden Obolus einzeln an die Kundschaft zu verkaufen. Mehr Handgepäck, Getränk, Wunschsitzplatz, Priorität beim Einsteigen etc. – die Billigflieger haben es erfunden, die Linien-Carrier kopieren es jetzt.
Im Fachjargon nennen sie dieses Verfahren „Unbundeling“ und die neuen Gebühreneinnahmen „Ancillary Revenue“. Vor allem Billig-Airlines generieren bis zur Hälfte ihrer Einnahmen aus den Kleinvieh-macht-auch-Mist-Gebühren.
Auch bei der Lufthansa zeichnet sich eine Gebührenpflicht in naher Zukunft ab. Bereits jetzt kostet zum Beispiel bei der LH-Tochter Austrian Airlines die Reservierung des Privacy Seats (auch Thron Sitz genannt) in der Business Class je nach Fernstrecke 149 bzw. 209 Euro. LH-Tochter Swiss verlangt für das gleiche Produkt 99 und 199 Franken. Spätestens wenn 2024 mit dem neuen „Lufthansa Allegris“-Konzept auch sieben unterschiedliche Sitztypen in die Langestrecken-Jets eingeführt werden, wird es zumindest für die begehrtesten Sitzplätze einen Extra-Aufschlag für die Reservierung geben.
(thy)
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