Light-Produkte gibt es nicht nur bei Lebensmitteln, sondern immer öfter auch bei den Tarifklassen der Airlines. Jüngst hat Air Baltic einen Business-Light-Tarif eingeführt. Wie bei der Konkurrenz wurde auch hier das Serviceangebot je Flugklasse abgespeckt.
Seit Mitte Juli können Kunden der Air Baltic die Business Class „Light“ buchen. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Serviceangebot dieses Tarifs kaum von der Business Class. Bei näherem Hinsehen jedoch entpuppt das Light-Angebot als die teurere Variante von ein – und derselben Flugklasse.
Denn „leicht“ bedeutet in diesem Fall weniger flexibel. Die im Business-Class-Volltarif kostenlose Flugdatenänderung schlägt mit 50 Euro zu Buche, der Austausch eines Namens gar mit 100 Euro. Wer storniert, erhält nur die Steuern und Gebühren zurück, während beim Business-Volltarif der Gesamtpreis rückerstattet wird. Und nicht zuletzt gesteht die Airline ihren Air-Baltic-Clubmitgliedern beim Light-Preis auch weniger Bonuspunkte zu.
Mit diesem Diätkonzept bei den Preisstrukturen befindet sich die baltische Fluglinie in bester Gesellschaft. Airlines verwirren Kunden gerne mit möglichst vielen unterschiedlichen Flugklassen und Tarifoptionen sowie durch Weglassen von Leistungen. Zugleich wird die eigene Ertragslage durch diese Service-Diät optimiert.
Vorgemacht haben dieses Prinzip die Billigflieger, bei denen man jedes Extra dazu buchen muss. Aber in den letzten Jahren sind es vor allem die Full-Service-Airlines, die ihre Tarife aufspalten und die Leistungen ausdünnen, um sich diese dann wieder gegen Gebühr bezahlen zu lassen.
Zu einer der ersten Airlines, die Light-Tarife für sich entdeckte, gehörte die Lufthansa, die bereits 2015 mit einem Eco-Light-Preis in die Luft ging. „Light“ hieß damals tatsächlich „leicht“, und alles außer das Handgepäck sowie die Sitzplatzreservierung wurde kostenpflichtig. Apropos Sitzplatz: Seit Mai dieses Jahres können im Eco-Light-Tarif auch keine Sitzplätze mehr ausgewählt werden. Stattdessen werden sie zugewiesen. Jede Änderung kostet 23 Euro.
Auch bei Singapore Airlines kennt man seit 2018 diese Abnehmmethode. Hier heißen die Tarife „Lite“, „Standard“ und „Flexi“, und die Namen sind auch Programm. Sie wurden Anfang 2020 noch einmal angepasst. „Lite“ bedeutet in der Business Class nicht nur weniger Prämienmeilen, sondern auch kein Upgrade gegen Bonusmeilen bzw. gebührenpflichtige Umbuchungen.
Ein ähnliches Drei-Klassen-Preissystem hat auch Finnair vor gut einem Jahr umgesetzt: Es gibt in den Flugklassen Economy und Business jeweils die drei Stufen „Light“, „Classic“ und „Flex“. Bei einem Light-Tarif – egal in welcher Flugklasse – ist jede Änderung von Daten oder Namen kostenpflichtig und bei Storno gibt es nur die gesetzlichen Steuern und Nebenkosten zurück.
Fast gleiche Konditionen beinhaltet auch der Classic-Preis. Lediglich das Flugdatum darf kostenlos verändert werden und wer Business fliegt, kann auch gratis in der Lounge warten. Stornierte Tickets allerdings werden auch in dieser Preisklasse nicht zurückbezahlt. Man muss schon die teuren Flex-Tarife von Finnair buchen, um das geboten zu bekommen, was noch in den guten Zeiten der Flugreise gang und gäbe war.
Auch die SAS offeriert dem Passagier schon seit ein paar Jahren nach Serviceleistungen gestaffelte Preise. Allerdings beweisen die Skandinavier bei der Namensgebung erstaunliche Fantasie. Lediglich beim Light-Tarif kann der Reisende intuitiv davon ausgehen, dass er nicht viel mehr als einen Flug von A nach B erstanden hat. Es folgen dann aber noch die Preisklassen „Smart“, „Pro“ und „Bonus“, und diese können in der Eco-Klasse jeweils noch einmal mit dem Zusatz „Plus“ getoppt mit werden. Transparenz sieht anders aus.
Die Annahme, dass mit der Umstellung auf Light-Tarife sämtliche Serviceleistungen teurer werden, ist also richtig. Dass gilt auch für die Umstrukturierung der Preise bei Cathay Pacific. Wie bei der Konkurrenz sind beim Light-Tarif Änderungen, Storno, Upgrade oder Sitzplatzauswahl nicht oder nur gegen Gebühren möglich. Und auch die Freigepäckmenge wurde von 30 auf 23 Kilo reduziert. Andererseits profitiert die höhere Tarifklasse „Essential“ von der Preisanpassung, denn Passagiere mit diesen Tickets dürfen nun zwei Gepäckstücke mit jeweils 23 Kilo aufgeben. Das entspricht einer Verdopplung des Gewichts.
(thy)
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