Die Flugtauglichkeitsprüfung der US-Luftfahrtbehörde FAA ist lückenhaft. Die Behörde muss Tausende falscher Gesundheitsangaben von Piloten untersuchen. Zugleich kämpfen in Europa erschöpfte Piloten mit Sekundenschlaf.
Der eklatante Personalmangel in der Zivilluftfahrt zieht seine Kreise. Von Hunderten Beinahe-Kollisionen in den USA wegen fehlender Fluglotsen berichtete die New York Times vergangene Woche. Diese Woche enthüllt die Washington Post, dass die FAA derzeit die Gesundheitsberichte von fast 5000 Piloten untersucht. Schätzungsweise 600 fliegen für kommerzielle Fluglinien. Der Verdacht: gefälschte Angaben.
Aufgefallen waren die Diskrepanzen zwischen Wahrheit und Fiktion bereits 2019. Damals waren die Datenbank der Berufspiloten, die von der FAA benutzt wird, und die Daten der Verwaltung für Militärveteranen verglichen worden. Der Hintergrund ist, dass rund ein Drittel der 110 000 Airline-Piloten vom Militär kommen. Ihre Gesundheitsdaten sind daher besonders präzise.
Der Fragebogen der FAA bezüglich des Gesundheitsstatus war jedoch lückenhaft und gab Militärpiloten die Chance zu betrügen. Vor allem wenn es um Zahlungen vom Staat als Veteran wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen vom Staat ging, während man gleichzeitig regulär für eine Airline flog und Gehalt bezog. Bis dato hat die FAA bis auf weiteres 60 Piloten das Fliegen verboten.
Ärgerlich sind diese Falschangaben wegen des geldwerten Vorteils. Gefährlich jedoch sind sie, weil bei Depressionen und jeder anderen Art psychologischer Probleme sofort Flugzeugunfälle in Erinnerung kommen, bei denen die Piloten offenbar mentale Beeinträchtigungen hatten. So stürzte ein Pilot 2022 ein Passagierflugzeug der China Eastern in den Bergen von Guangxi ab. Ein deutscher Pilot ließ eine Germanwings-Maschine 2015 in den französischen Alpen in einen Berg krachen.
Personalmangel gefährdet jedoch nicht nur den US-Flugverkehr. Auch über Europas Himmel schweben Piloten, die nicht immer in Topform sind. Wie das Flugportal Aerotelegraph.com meldet, fehlen derzeit weltweit rund 19 000 Piloten, 2025 werden es 34 000 und 2030 werden es 60 000 sein.
Die European Cockpit Association ECA hat aus diesem Grund im Juli 6893 Flugzeugführer aus 31 europäischen Ländern befragen lassen. 49,6 Prozent sagten, dass die in den letzten vier Wochen ein- bis viermal von Sekundenschlaf übermannt worden seien. Als Gründe wurde meist nicht genügend Erholung angegeben. In Großbritannien gaben 45 Prozent an, immer oder normalerweise nicht ausreichend erholt zu arbeiten. Auch in Spanien und Irland lagen diese Werte bei 40 bzw. 39 Prozent, und damit hoch. Deutschland, die Schweiz und Österreich schneiden mit Werten zwischen 25 und 30 Prozent etwas besser ab.
(thy)
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