Ein Toter nach heftigen Flugturbulenzen – so wie jüngst auf einem Flug nach Asien – ist sehr, sehr selten. Doch es gibt Fernstrecken, auf denen es zu gewaltigen „Luftlöchern“ kommen kann.
Flug SQ321 der Singapore Airlines endete am 21. Mai dieses Jahres für einen Passagier tödlich. Nach heftigen Turbulenzen in Südostasien musste die Maschine in Bangkok notlanden. Neben zahlreichen Verletzten starb ein 73jähriger Brite der BBC zufolge vermutlich an einem Herzinfarkt.
Das Portal turbli.com widmet sich ausschließlich den im Volksmund genannten „Luftlöchern“ und hat eine Liste der Ferntrecken – alle mehr als 4000 Kilometer – zusammenstellt, auf denen es zu außerordentlich gefährlichen Clear Air Turbulences kommen kann. Wie bei Erdbeben die Richterskala wird bei Turbulenzen die Wirbeldissipationsrate bzw. Eddy Dissipation Rate (EDR) gemessen, um ihre Stärke anzugeben.
Die Stufen reichen von leicht (0–20) über mäßig (20–40) bis (40–80) und extrem (80–100). EDR zeigt also die Turbulenzintensität in der Atmosphäre an, aber nicht die Wahrscheinlichkeit einer Turbulenz. Mit wenigen Ausnahmen kam es 2023 zu den heftigsten „Luftlöchern“ in Asien.
Flugstrecke | Entfernung KM | Turbulenzstärke im Schnitt (EDR) | |
1 | Tokio (NRT) – Kathmandu (KTM) | 5223 | 15,531 |
2 | Tokio (HND) – New Delhi (DEL) | 5872 | 14,838 |
3 | Tokio (NRT) – Dhaka (DAC) | 4954 | 14,798 |
4 | Seoul (ICN) – New Delhi (DEL) | 4662 | 14,696 |
5 | Tokio (NRT) – Mumbai (BOM) | 6795 | 14,626 |
6 | Kapstadt (CPT) – São Paulo (GRU) | 6361 | 14,465 |
7 | Abu Dhabi (AUH) – Shanghai (PVG) | 6560 | 14,352 |
8 | Dubai (DXB) – Shanghai (PVG) | 6459 | 14,343 |
9 | Dubai (DXB) – Wuhan (WUH) | 5755 | 14,33 |
10 | Doha (DOH) – Hangzhou (HGH) | 6703 | 14.71 |
Quelle: turbli.com
Was die Zukunft betrifft, so wirkt sich die Erderwärmung auch auf die Frequenz der Turbulenzen aus. Bereits im vergangenen Jahr haben Wissenschaftlicher der britischen Universität von Reading die Daten von Umweltsatelliten ausgewertet und festgestellt, dass vor 40 Jahren der Himmel noch weitaus ruhiger war als heute.
Vor allem über dem Nordatlantik, eine der meistbeflogenen Regionen der Welt, hat sich die Zahl der starken Turbulenzen von 1979 bis 2020 um 55 Prozent erhöht, konkret also von 17,7 Stunden auf 27,4 Stunden pro Jahr. Bei mittelschweren Turbulenzen stieg die Zahl von 70 auf 96,1 Stunden jährlich, bei leichten von 466,5 auf 545,8 Stunden.
Bis dato hat zwar noch keine Turbulenz ein Flugzeug zum Absturz gebracht. Doch in Verbindung mit anderen Schwachstellen eines Fliegers wie etwa Materialermüdung könnte das Wetterphänomen zum Risiko werden.
(thy)
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