Nicht nur Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Neben den Treibstoffkosten wird in spe auch die Erderwärmung die Höhe der Flugpreise mitbestimmen.
Die Folgen des Klimawandels übersieht vermutlich noch niemand komplett. Immer neue Facetten der Erderwärmung treten zutage. Jetzt haben Wissenschaftlicher der britischen Universität von Reading die Daten von Umweltsatelliten ausgewertet und festgestellt, dass vor 40 Jahren der Himmel noch weitaus ruhiger war als heute.
Vor allem über dem Nordatlantik, eine der meistbeflogenen Regionen der Welt, hat sich die Zahl der starken Turbulenzen von 1979 bis 2020 um 55 Prozent erhöht, konkret also von 17,7 Stunden auf 27,4 Stunden pro Jahr. Bei mittelschweren Turbulenzen stieg die Zahl von 70 auf 96,1 Stunden jährlich, bei leichten von 466,5 auf 545,8 Stunden.
Allgemein gehören Turbulenzen zum Flugalltag. Wie Wellen im Ozean ein Schiff zum Schwanken bringen, können Luftströmungen aus verschiedenen Richtungen, unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Temperaturen zusammentreffen und ein Flugzeug destabilisieren. Diese Verwirbelungen sind unsichtbar. Anfang März zum Beispiel verletzten sich 27 Passagiere auf Flügen der Lufthansa und Condor durch extreme Turbulenzen.
Die Zunahme von Turbulenzen erstaunt die Wissenschaftler nicht. Die durch den Treibhauseffekt verursachte wärmere Luft führt zu starken Scherwinden vorzugsweise in der Nähe der Jetstreams. Mehr Klarluftturbulenzen, bei denen das Flugzeug in ein „Luftloch“ fällt, sind die Folge. Und das nicht nur über dem Nordatlantik, sondern auch über Europa, dem Mittleren Osten und Südatlantik.
Einer der Forscher an der Studie, Mark Prosser, merkt an, dass sich die Airlines überlegen müssten, wie sie in Zukunft mit diesem Phänomen umgehen wollen. Denn schon heute verursachen allein in den USA Turbulenzen im Flugverkehr einen Schaden zwischen 150 und 500 Millionen US-Dollar jährlich.
Neben Verletzungen beschleunigen heftige Turbulenzen vor allem den Verschleiß der Flugzeuge. Bis dato hat noch keine Turbulenz ein Flugzeug zum Absturz gebracht. Doch in Verbindung mit anderen Schwachstellen eines Fliegers wie etwa Materialermüdung könnte das Wetterphänomen zum Risiko werden.
Prosser schlägt deshalb vor, Wetter- bzw. Turbulenzvorhersagen zu verbessern. Doch dies gibt es nicht zum Nulltarif. Im Gegenteil, solche Maßnahmen werden die Flugpreise in die Höhe treiben.
Grundsätzlich gilt: Mit steigenden Temperaturen wächst das Turbulenzrisiko. |
Im Sommer kommt es deswegen zu mehr Turbulenzen als im Winter. Bei Kälte ist die Luft dichter und daher schwerer, es gibt weniger aufsteigende Luftströme. Wer im Sommer Wackeln und Ruckeln umgehen will, bucht einen möglichst frühen Flug. |
Zwischen 17 und 19 Uhr im Sommer herrscht Turbulenzzeit. In diesem Zeitkorridor kommt es wegen der Wärme zu den meisten Gewittern und auch Turbulenzen. |
Die gefürchteten Klarluftturbulenzen (Luftlöcher) treten erst in großen Höhen (ab ca. 7000 Meter) auf. |
Flüge nach Nordamerika, also nach New York, Toronto, Seattle sind turbulenzanfällig (Jetstream!) |
Turbulenzen auf Flüge nach Cancun, Miami, Singapur und Hongkong sind ebenfalls üblich wegen dem Strömungsphänomen innertropische Konvergenzzone. |
Gebirgsketten wie die Alpen, Anden oder Rocky Mountains gehören ebenfalls zu den erwartbaren Turbulenzzonen. |
(thy)
JACDEC: Das sind die sichersten Airlines der Welt
2022 war eines der sichersten Jahre in der Fliegerei
Flugrouten-Ranking: Wohin fliegen die meisten Menschen?