EU-Fahrverbote: Wo Freikauf von Abgasschleudern möglich ist

Foto: iStock/Korvit78

Viele Städte in Europa lassen PKWs mit schlechten Abgaswerten nicht mehr ins Zentrum. Doch in manchen ausländischen Metropolen kann man sich freikaufen.

Mit Umweltplaketten und Umweltzonen versuchen EU-weit Städte das gesundheits- und umweltschädliche Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen. Vehikel jeglicher Art mit miesen Abgasnormen müssen daher in vielen EU-Metropolen draußenbleiben. In der Regel dürfen nur Benziner mit geregeltem Katalysator und Diesel (Euro 6, Euro 5, Euro 4, Euro 3 mit Partikelfilter) in urbane Umweltzonen, die meist auch attraktiver Stadtkern sind. In Deutschland entspricht das ungefähr der grünen Umweltplakette.

Autofahrer mit ausländischen KFZ-Zeichen können sich jedoch in manchen europäischen Metropolen den Umweltzonenzugang gegen gebührenpflichtige Online-Registrierungen erkaufen.

London: Congestion Charge und ULEZ Charge

Wer in London mitten durch die City fahren will, wird ein kleines Vermögen los. Denn Großbritanniens Hauptstadt hat schon früh angefangen, dem PKW-Verkehr die rote Karte zu zeigen. Ursprünglich waren die vielen Staus der Grund, warum im Februar 2003 die sogenannte Congestion Charge eingeführt wurde. 22 Quadratkilometer der Innenstadt waren davon betroffen. 2007 wurde die Mautzone noch einmal fast verdoppelt. Für die Fahrt in den Innenstadtbereich werden derzeit für jedes Auto werktags von sieben bis 18 Uhr 15 Pfund (ca. 17,50 Euro) erhoben.

Seit 2019 kommt zur Staugebühr auch die Ultra Low Emission Zone (ULEZ) dazu. Für ein Auto, das die EU-Norm einer grünen Plakette überschreitet, werden dann täglich 12,50 Pfund (ca. 15 Euro) ULEZ Charge fällig. Die Umweltzone entsprach bis vor Kurzem der Innenstadt. Doch Ende August 2023 wurde der ULEZ-Bereich auf Greater London ausgedehnt, das schließt alle 32 Stadtbezirke (Boroughs) ein.  Nicht bezahlen ist keine Lösung, weil sich über ganz London ein dichtes Netz von Kameras spannt, die jedes Autos im Blick haben. Verstöße werden mit 180 Pfund (ca. 210 Euro) Geldbuße geahndet.

Frankreich: Crit’Air-Vignette

Mit alten Autos kommen Reisende immer seltener in Frankreichs Stadtzentren. Die Zahl der Umweltzonen steigt dem ADAC zufolge an. In Paris, Grenoble, Lille, Straßburg, Toulouse, Nizza und seit Anfang 2023 auch Straßburg gilt ein Fahrverbot für Autos mit hohen Schadstoffklassen. Es gibt die zwei unterschiedlichen, aber permanenten Umweltzonen ZFE (zone à faible émission) und ZCR (zone de circulation restraint) sowie je nach Lage temporäre Fahrverbote.

Die deutsche Umweltplakette wird nicht in Frankreich anerkannt. Stattdessen müssen Autofahrer die Crit’Air-Vignette online bestellen. Sie gilt zeitlich unbeschränkt und für jede Art von Umweltzone. Für Autos mit Erstzulassung nach dem 31.12.1996, für Motorräder nach dem 1.6.2000 sowie Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen nach dem 30.9.1997 bestellt man beim französischen Umweltministerium die Vignette. Den Antrag gibt es auch auf Deutsch. Da das Wapperl noch mit der Post verschickt wird, unbedingt genügend Zeit für die Bestellung einplanen! Dafür kostet es inklusive Porto nur 4,61 Euro. Ohne französische Plakette blühen Autofahrern mindestens 68 Euro Geldstrafe.

Belgien: LEZ – Low Emission Zone

In Belgiens Umweltzonen, die unter dem Kürzel LEZ laufen, sind Fahrzeuge mit den Abgasnormen Euro 0 bis 1 sowie Dieselfahrzeuge mit den Normen Euro 0 bis 4 verboten. Die großen Umweltzonen betreffen die Städte Brüssel, Antwerpen und Gent. Daran müssen sich belgisch registrierte Autos halten. Ausländische Autos können dagegen auf der Website lez.brussels/mytax/de/ eingetragen werden. Falls der Pkw nicht den Abgasnormen entspricht, kann man sich mit Tageskarten zu 35 Euro vom Verbot freikaufen. Das allerdings darf man nicht mehr als achtmal pro Jahr so machen. Die Geldbuße ist bei Verstoß mit bis zu 350 Euro happig.

Italien: Zona Traffico Limitato

In Italien schützen viele Städte wie Bologna, Florenz, Genua, Mailand, Rom, Turin und Verona ihre Altstadt mit generellen Fahrverboten, der Zona Traffico Limitato (ZTL). Nur Autos mit Sondergenehmigung bzw. Anwohner dürfen dort verkehren. Alle anderen müssen ausnahmslos ihr Vehikel stehen lassen. Dank Kameraüberwachung müssen Sünder immer rechnen, erwischt zu werden. Geldstrafen von rund 100 Euro drohen. Wer ein Hotel mitten in einer Fahrverbotszone gebucht hat, sollte daher rechtzeitig vor der Ankunft dem Hotel das Kfz-Zeichen geben, damit die Herberge eine Einfahrtsgenehmigung organisiert.

Mailand hat dagegen eine richtige Innenstadt-Umweltzone eingerichtet. Benziner mit Euro 0 bis 2 sowie Dieselautos mit 0 bis 5 Euro sind von der Einfahrt ausgeschlossen genauso wie auch alle Vehikel, die länger als 7,5 Meter sind. Für alle anderen Autos können Fahrgenehmigungen online gekauft werden. Kosten: fünf Euro pro Tag, Mehrtagespässe kosten 15 Euro.

(thy)

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