Travel Manager wissen natürlich, in welchen Häusern sie ihre Reisenden unterbringen. Doch wer selbst seine Unterkunft bucht, sollte Hotelbewertungen richtig lesen können.
Kleinere Betriebe und Selbständige organisieren sich ihre Geschäftsreisen oft selbst. Hotels werden in der Regel nach Lage und Preis ausgesucht. Doch was tun, wenn man das Hotel nicht kennt oder mehrere Herbergen zur Wahl stehen?
In solchen Fällen sind Hotelbewertungen oft kaufentscheidend. Wie sehr sich Verbraucher auf Hotelbewertungen verlassen, hat bereits die Erfurter IUBH Internationale Hochschule in einer Studie vor vier Jahren untersucht. Für 83 Prozent derjenigen, die im Netz suchen, spielen Online-Bewertungen eine wichtige oder sehr wichtige Rolle. Insbesondere 18- bis 28-Jährige verlassen sich auf die Angaben fremder Kritiker.
Weil Online-Rezensionen überlebenswichtig für Hotels sind, gibt es jede Menge falscher Bewertungen. Hotels können gute oder schlechte (für die Konkurrenz) Bewertungen kaufen. Dem Magazin Forbes.com zufolge musste Tripadvisor 2020 rund eine Million falscher Einträge von seinem Portal nehmen. Damit waren 3,6 Prozent aller eingereichten Kritiken gefälscht, meist gekauft. Das in Deutschland bekannte Reiseportal Holidaycheck geht davon aus, dass 80 Prozent der eingehenden Rezensionen authentisch sind.
Kritisch wird es, wenn Chatbots wie ChatGPT in das Fake-Geschäft einsteigen. Dank KI dürfte es dann noch schwieriger sein, gefälschte Texte zu identifizieren. Wie schon jetzt müssen Leser dann bei Hotelbewertungen noch mehr auf Plausibilität, Authentizität und Schreibstil einer Rezension achten:
Plausibilität bedeutet, dass zum Beispiel eine kleine Herberge in der Provinz nicht Hunderte von Bewertungen haben kann. Zumindest keine aktuellen, also etwa in den letzten drei Monaten. Es gibt zwar keine Regel, aber Zimmerzahl und Anzahl der Kundeneinträge müssen in einem nachvollziehbaren Verhältnis stehen. Ein Haus mit 18 Zimmern und 80 Beschreibungen im letzten Quartal wäre sehr viel. Sind diese zudem überwiegend positiv, dann stimmt erst recht was nicht.
Zwei Gründe gibt es, auf das Datum einer Bewertung zu achten. Ist der Text schon älter, kann der erwähnte Mängel längst behoben sein. Wer sich unsicher ist, fragt direkt beim Hotel nach. Der andere Grund ist, dass ganz viele positive Rezensionen in einem bestimmten Zeitraum auch darauf hinweisen können, dass hier ein professioneller Service für gute Besprechungen gegen Geld tätig war. In diesem Fall ist Misstrauen angesagt.
Ein prüfender Blick auf das Profil des Verfassers der Kritik kann ebenfalls helfen, echt von unecht zu unterscheiden. Diese Möglichkeit bieten viele Portale an. Wenn der betreffende Kritiker in relativ kurzer Zeit viele Herbergen bespricht, dann sollte sich jeder Verbraucher fragen, ob es sich bei diesem Schreiber auch wirklich um einen Verbraucher oder nicht einen Lohnkritiker handelt.
Zu den wichtigsten Kriterien, um Fake-Bewertungen zu erkennen, gehören Sprache und Schreibstil. Eine zu hölzerne Ausdrucksweise kann genauso wie eine zu lobende Werbesprache Anzeichen für Betrug sein. Zudem gibt es manchmal Textmodule, die wie im Baukastensystem, zusammengesetzt wirken. Das mögen Satzteile sein, die für die Suchmaschinen optimiert wurden oder aus anderen Hotelkritiken kopiert wurden. Auf jeden Fall sind es deutliche Zeichen, dass es sich nicht um individuell Gästerezensionen handelt.
Falsche Grammatik und fehlerhaft angewendete Begriffe weisen darauf hin, dass Google als Übersetzer tätig war. Die Hotelbewertung stammt also aus einem anderen Land und beschreibt gar ein anderes Hotel. Ähnlich skeptisch sollte auch eine Hotelrezension machen, die nur im Allgemeinen bleibt. Denn wenn ehrliche Gäste loben oder kritisieren, dann tun sie das meist ziemlich detailliert, sagen also, wo was wie gut oder schlecht war, weil sie tatsächlich auch vor Ort waren.
(thy)
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