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Kabinentrend: Mini-Toiletten für Maxi-Gewinn

Immer schon ein beschränkter Genuss - WC an Bord Foto: iStock

Wer demnächst in einem Flieger auf das stille Örtchen geht und denkt, er sei dicker geworden, irrt. Nicht er hat zugenommen, sondern die Toiletten sind geschrumpft.

Mit der Auslieferung des neuen Spar-Jets Boeing 737 MAX in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 begannen sofort die ersten Klagen über viel zu kleine Klos. Während Flugzeugbauer und Fluggesellschaften über 14 Prozent weniger Spritverbrauch, mehr Passagiere und höhere Effizienz jubelten, schimpften die Fluggäste reihenweise über klaustrophobische Erfahrungen in den Bord-WCs.

Haufenweise Kritik

Den größten Ärger bekam dabei American Airlines Anfang des Jahres ab. Die Fluggesellschaft setzt das neue Boeing-Modell 737 MAX häufig innerhalb der USA ein. Auch die europäische Low-Cost-Airline Norwegian Air fliegt das neue Flugzeug, das eine Reichweite von 6.000 Kilometern hat. Und in spe werden noch mehr Passagiere die Schrank-WCs  dieses Flugzeugtyps kennenlernen, denn für den rund 110 Millionen US-Dollar teuren Jet liegen bereits 4.000 Bestellungen vor.

Schuld an den Kritiken ist das Waschraum-Modell „Spacewall“ der auf Kabineneinrichtung spezialisierten Firma Rockwell Collins. Die genauen Maße des schrankgroßen WC-Elements sind geheim. Allgemein zugänglichem Werbematerial ist allerdings zu entnehmen, dass rund 18 Zentimeter mehr Platz eingespart werden.

Alle basteln an Mini-Toiletten

Doch nicht nur Rockwell Collins tüftelt an immer kleineren Waschräumen. Alle Kabinenausstatter versuchen gegenwärtig durch Design beschränkten Toilettenraum immer intelligenter auszunützen. Die Resultate tragen futuristische Namen wie „Space-Flex v2“ von Zodiac Aerspace, mit dem zum Beispiel Jetblue seine 130 Airbus A320 nachrüstet.

Der deutsche Kabinenspezialist Diehl Aviation, der eng mit Lufthansa Technik kooperiert, hat ebenfalls ein Toilettenelement im Angebot, dessen Breite von rund 93 auf knapp 80 Zentimeter Breite („space optimized lavatory“) verringert wurde. Eine flexiblere Ausnutzung des Kabinenraums sowie „das Potenzial für zusätzliche Umsätze“ verspricht der Hersteller.

Umsatz statt Komfort

Wie sehr es den Airlines dabei um die „zusätzlichen Umsätze“ geht, beschreibt der US-Wirtschaftsdienst Bloomberg. Während sich in der Regel in Schulterhöhe die Breite der Toiletten wenig geändert hat, wird der Platz unter dem Waschbecken bzw. der sogenannte Fußraum beschnitten. Das bringt jene wesentlichen 13 bis 18 Zentimeter zusätzlich, die dann zusammen mit einer engeren Bestuhlung und raumsparenderen Slim-Sitzen eine zusätzliche Sitzreihe für maximal zwölf Passagiere ermöglicht.

Bloomberg zitiert Gary Weissel von der Beratungsfirma Tronos Aviation Consulting, demzufolge American Airlines schätzungsweise mit jedem Flugsitz zusätzlich 400.000 US-Dollar mehr Umsatz macht. Und das mal zwölf …, mal soundsoviele Flugzeuge … „Ich glaube nicht, dass die Airlines trotz aller Passagierkritik je wieder größere Toiletten einbauen werden“, so der Experte, „der Umsatz mit jeder Extra-Sitzreihe ist einfach zu groß.“

(thy)

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