Seit dem 27. Februar hat Deutschland den Luftraum für russische Maschinen geschlossen. Auch viele osteuropäische Länder, die EU und jüngst die USA haben ihren Luftraum für Russland gesperrt – mit gravierenden Folgen für alle.
Das Flugverbot ist eine Folge von Putins Angriff auf die Ukraine. Inzwischen haben so gut wie alle westlichen Staaten russischen Maschinen die Überflugrechte entzogen. Insgesamt sind es derzeit 37 Staaten, die sich dem Flugverbot angeschlossen haben, darunter auch die USA und Kanada. Russland hat im Gegenzug seinen Luftraum geschlossen.
Das Flugverbot gilt auch für russische Privatflugzeuge. Großbritannien ging mit gutem Beispiel voran und entzog als erster Staat unmittelbar nach dem russischen Einmarsch nicht nur der Aeroflot, sondern auch sämtlichen russischen Privatflugzeugen die Lizenz für den britischen Luftraum.
Obwohl für Russland die Lufträume im Fernen Osten, also China, Japan und Südkorea weiterhin offen sind, hat die gegenseitige Flugblockade spürbare Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt. Reihenweise mussten Flüge von Europa nach Japan gestrichen werden. Allein in der ersten Kriegswoche rund 30.
Europas Airlines mussten eilig umrouten und um Russland fliegen. Mit rund ein bis zwei Stunden mehr Flugzeit müssen Passagiere derzeit auf dem Weg von Europa nach Asien rechnen. Die längere Flugzeit und der höhere Spritverbrauch werden sich in absehbarer Zeit auch auf die Ticketpreise auswirken.
Der gesperrte russische Luftraum macht außerdem ganze Geschäftsmodelle unrentabel. Finnair etwa hatte sich dem Branchenportal Aerotelegraph zufolge darauf spezialisiert, Nordamerikaner über Helsinki und einmal quer über Russland nach Asien zu bringen. Ein Blick auf den Globus zeigt, dass dies die schnellste Route ist. Ohne die Zeitersparnis durch den russischen Luftraum, lohnt sich die Strecke aber nicht mehr.
Aber auch viele Russen, die sich derzeit im Ausland befinden, sind von dem Flugverbot betroffen. Russische Veranstalter sprechen zum Beispiel von rund 27 000 russischen Bürgern, die derzeit in den USA gestrandet sind, weil Aeroflot nicht mehr ins Land kommt.
Von der Flugblockade könnten ganz unverhofft drei Airlines profitieren, die man vor 20 Jahren noch gar nicht so auf dem Schirm hatte. Emirates, Etihad und Qatar Airways sind im Vergleich zu Lufthansa und Co. noch relativ junge Fluggesellschaften. Allerdings haben sie in diesen Krisenzeiten gleich mehrere Vorteile: Sie verfügen mittlerweile über eigene massentaugliche Drehkreuze und haben die Golf-Staaten zu populären Reisezielen ausgebaut. Noch wichtiger aber ist die Tatsache, dass der russische Luftraum für sie nicht gesperrt ist und sie quasi an der Quelle billigen Rohöls sitzen.
(thy)
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