Seit dem Abflauen der Pandemie kämpft die Flugbranche um ihren guten Ruf. Mangel in jeder Hinsicht führt zu mieser Performance, und das – so fürchten vor allem die Airlines – schadet ihrer Marke.
Gemäß der ICAO (International Civil Aviation Authority) ist eine Flugunregelmäßigkeit eine „Situation, in der ein planmäßiger Flug innerhalb von 48 Stunden vor der ursprünglichen Abflugzeit annulliert wird oder sich um zwei Stunden oder mehr verspätet“. Von dieser Art „Situation“ gibt es seit 2022 und 2023 schon auffallend viele. Vielflieger können ein Lied davon singen.
Branchendatenanbietern wie Infare zufolge liegen Flugunregelmäßigkeiten in Form von Flugplanänderungen nach wie vor 300 Prozent über den historischen Werten. Grund dafür bleibt der Fachkräftemangel und die eigentlich für die Branche erfreuliche Tatsache, dass schnell viele Menschen wieder weltweit fliegen wollen. Leider zu schnell und zu viele zugleich.
Vor diesem Hintergrund hat der Reisetechnologiekonzern Amadeus eine Studie mit dem Titel „Better together: Rethinking how to manage Disruption in Aviation“ in Auftrag gegeben. Befragt wurden leitende Führungskräfte von Fluggesellschaften und Flughäfen zu dem Thema Verbesserung des Störungsmanagements.
Die Mehrheit der befragten Führungskräfte von Fluggesellschaften und Flughäfen (52 Prozent) gibt an, dass ihre Unternehmen derzeit mehr Unregelmäßigkeiten erleben als 2019, während ein Drittel von weniger Störungen berichtet. Zudem gehen die meisten davon aus, dass die Flugprobleme noch länger andauern werden und deshalb Lösungen gefunden werden müssen.
Vor allem Fluggesellschaften und Flughäfen sind in erster Linie an Lösungen interessiert, weil sie sogenannte Markenschäden befürchten. So geben 70 Prozent der Befragten an, dass sie in Störungsmanagement investieren, weil das Image in der Öffentlichkeit verbessert werde müsste. 66 Prozent wollten das Passagiererlebnis verbessern, aber nur 34 Prozent nannten Kostenreduzierung als Grund, Störungen im Flugbetrieb zu vermeiden.
Was die wichtigsten Ergebnisse der Amadeus-Studie betrifft, so haben Technologie, Kommunikation und Kooperation den größten Einfluss, um Flugunregelmäßigkeiten zu reduzieren:
♦ 64 Prozent der Fluggesellschaften investieren in neue Technologien, um besser auf Unregelmäßigkeiten reagieren zu können.
♦ Die Fluggesellschaften nennen die Notwendigkeit einer „engeren Integration unserer eigenen operativen Systeme, um einen ganzheitlichen Überblick über Störungen zu erhalten“ als die wichtigste Fähigkeit zur Verbesserung ihrer Reaktionsfähigkeit.
♦ Flughafenleiter nannten das Fehlen einer gemeinsamen Technologie, die alle Beteiligten verbindet, als größte Herausforderung bei der Reaktion auf Unregelmäßigkeiten (50 Prozent).
♦ Ein Drittel der Flughafenleiter nannte die „Bereitstellung von Informationen durch die Fluggesellschaften in letzter Minute“ als eine anhaltende Herausforderung.
♦ Alle befragten Flughäfen bestätigten, dass sie planen, in die Technologie ihrer Betriebsleitzentralen zu investieren, um Störungen besser zu managen. Ein Viertel plant, dies in den nächsten zwölf Monaten zu tun.
„Unregelmäßigkeiten sind ein äußerst komplexes Problem, das die Zusammenarbeit von Fluggesellschaften, Flughäfen, Bodenabfertigern und anderen Akteuren erfordert. Leider gibt es in der Luftfahrt immer noch zu viele Informationssilos, was sich auf die Gesamtreaktion und letztlich auf die Passagiere auswirkt“, bilanziert Holger Mattig, Senior Vice President Product Management, Amadeus Airport & Airline Operations.
Lesen Sie die ganze Studie von Amadeus
(thy)
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