Die an beiden Seiten versenkbaren Armlehnen, die das Bett dann auch annehmbar breit machen. Interessanterweise ist der Sitz bei Turkish außerdem fünf Zentimeter breiter als bei SIA, allerdings ist etwa beim Essen die Ellenbogenfreiheit ein Problem, die stoßen sehr schnell von innen an Trennwand und seitliches Tischchen. Es ist nicht einfach zu erkennen, wie der Sitz bedient wird, die üblichen Knöpfe sucht man vergeblich. Stattdessen gibt es unterhalb des seitlichen festen Tisches eine Leuchtleiste, die erst bei Berührung aufleuchtet und dann entsprechende Touch-Switches bietet. Nicht intuitiv und auf einem Tagflug auch zunächst schwer zu erkennen. Ein Engpass sind die Ablagetischchen, wenn sie als Sitzmonumente am Gang stehen und ein Passagier an ihnen vorbeimuss, um seinen Sitz einzunehmen. An den acht betroffenen Fensterplätzen ist die Lücke zwischen Tisch und Vordersitz ziemlich eng für nicht gertenschlanke Menschen.
Der Bildschirm mit 18 Zoll Diagonale ist gefühlt riesig, das Tollste daran sind für mich die zwei Live-Kameras, eine nach vorn, eine nach unten gerichtet, großes Kino. Die 3D-Flugkarte auf dem Bildschirm ist leider nicht interaktiv, trotzdem sehr anschaulich, die ganze Bordunterhaltung mit breitem Angebot ist einfach zu bedienen, entweder über Touchscreen oder durch die Smartphone-artige Fernbedienung, auf der sogar Filme abgerufen werden können. Das Allerbeste allerdings ist das Angebot in Business Class, während des gesamten Aufenthalts an Bord, auch bereits am Boden und bei Start und Landung bis zum Ankunftsgate gratis das sehr schnelle WLAN zu benutzen. Das wünsche ich mir viel öfter!
Vor dem Start offeriert die Flugbegleiterin, wie bei Turkish üblich, eine Auswahl an sehr schön anzusehenden und erfrischenden hausgemachten Limonaden und Säften. Eine Viertelstunde nach der planmäßigen Abflugzeit heben wir schon ab, das ist schnell für Schiphol.
27 Minuten nach dem Start wird das Tablett mit hervorragend schmeckenden türkischen Meze (Vorspeisen), Salat, Käse, Dessert serviert, dazu habe ich ein Glas Champagner und ein Mineralwasser bestellt. Leider wird auf der Karte nicht erwähnt, um welche Sorte es sich handelt, weder beim Champagner noch beim Wein, und es wird auch nicht am Platz aus der Flasche eingeschenkt, sondern das gefüllte Glas kommt aus der Küche.
Drei Hauptgerichte stehen zur Auswahl – gefüllte Aubergine mit Reis, die ich bestelle und genieße, außerdem gibt es Seebarsch mit Gemüse in Folie gegart oder Rigatoni-Pasta mit Tomatensauce, plus eine sehr ordentliche warme Brotauswahl. Aus einem schönen Becher trinke ich einen leider nur knapp lauwarmen Tee. Ich arbeite ein wenig, mache ein kurzes Nickerchen auf dem ausgefahrenen Bett, und schon sind wir im Anflug auf den neuen Flughafen Istanbul.
Von dem sehe ich mehr als erwartet aus der Luft – denn wir müssen im letzten Moment durchstarten, die Bahn ist noch besetzt. Im zweiten Versuch landen wir nach zwei Stunden und 57 Minuten immer noch fast pünktlich. Dann allerdings dauert das Rollen am Boden eine volle Viertelstunde auf einem der größten Flughäfen der Welt und am Ende stehen wir zwar vor einer Fluggastbrücke, müssen aber über Gangways aussteigen und werden per Bus ins Gebäude gefahren, um dann weit zu laufen. Das alles dauert sehr lange, so lange, dass bei Ankunft am Band die Koffer schon da sind.
Das neue Produkt ist für die Business Class von Turkish Airlines ein großer Schritt vorwärts. Entscheidend ist die bisher unbeantwortete Frage, wann die anderen Flugzeuge vor allem der großen 777-Flotte umgerüstet werden. Die Kabineneinrichtung wirkt recht kühl und die Passagiere bleiben durch die hohen Trennwände sehr in ihrer eigenen Welt, es fehlt ein Raumgefühl in der Kabine. Ein gar nicht genug zu lobendes Highlight ist das einwandfrei funktionierende Gratis-WLAN während der gesamten Zeit an Bord.
Flug: TK1952
Flugzeugtyp: Boeing 787-9
Sitzkonfiguration: 1–2–1 oder 1–1–1–1
Sitzabstand: 111 cm (Bettlänge 193 cm)
Sitzbreite: 56 cm
Neigungswinkel Rückenlehne: 180 °
Kontakt: www.turkishairlines.com
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