Die Turkish-787-9 heute ist nicht einmal einen Monat alt und wurde erst Ende Juli 2019 geliefert. Sie verfügt über 30 Business-Class-Abteile, und ich habe ein Déjà-vu-Erlebnis. Die von der französischen Firma Stelia gelieferten Sitze nämlich sind von der Hardware und ihrer Anordnung her identisch mit dem Produkt, das Singapore Airlines (SIA) in ihren 787-10 anbietet. Auch mein Einzelplatz ganz vorn rechts in der ersten Reihe, mit extra großer Staufläche, auf der längs zur Flugrichtung ein Babykorb angebracht werden könnte, entspricht beinahe genau dem Platz auf meinem 787-10-Flug mit SIA.
Alle Sitze, an deren Außendesign eine türkische Firma beteiligt war, kommen sehr nüchtern in Anthrazit daher, die hohe Trennwand bietet zum Gang hin viel Privatsphäre, nimmt einem aber auch fast jede Sicht auf das Geschehen in der Kabine. Innen ist die Wand mit lärmdämmender Alcantara-Bespannung bezogen, außerdem ist hier eine individuell schaltbare Beleuchtung mit drei verschiedenen LED-Lichtquellen eingebaut. Auf der anderen Seite befindet sich ein kleines, mit Schiebetür verschließbares Schränkchen mit verschiedenen Steckdosen, gut auch zum Verstauen von Brillen oder Handys. Eine Halterung für eine Wasserflasche hingegen gibt es nicht. Dafür einen relativ großen, ausklappbaren Spiegel, der bei mir allerdings auf Schulterhöhe hängt.
Die Sitze sind in einer Kabine mit acht Reihen abwechselnd in 1–2–1- und 1–1–1–1-Konfiguration angeordnet. In der Mitte sitzt man entweder eng beieinander – was scherzhaft „Honeymoon Suite“ genannt wird – oder weit auseinander und getrennt gleich durch zwei fest installierte Tisch-Monumente, „Scheidungssitze“ genannt. In jeder zweiten Reihe in der Mittelsektion besteht die Möglichkeit, nahe neben einem Mitreisenden zu sitzen und bei Bedarf sogar eine Art Doppelbett einzurichten. Allerdings empfinden viele Business-Gäste die beieinanderstehenden Mittelsitze als ein wenig beengend, auch wegen der hohen Trennwände zum Gang.
Für Einzelreisende sind die Fensterplätze eindeutig die besten, die beiden ganz vorn, 1A und 1K, dabei erste Wahl. Ich bin mit meinem Sitz dort sehr zufrieden. Mit offiziell 44 Zoll (1,11 Meter) liegt der Sitzabstand weit unter dem in der SIA-787 und auch unter jenem in den Turkish-777s, bei dieser Suiten-Einrichtung fällt das aber nicht negativ ins Gewicht – das ausgefahrene Bett ist mit 1,93 Metern Länge und nach oben reichlich Fußraum auch für meine 1,88 Meter ausreichend bequem.