Eurocontrol schließt ein organisatorisches Versagen im Flugverkehr wie im vergangenen Jahr in der Hochsaison nicht aus. Der Grund dafür ist das Zusammentreffen von zu vielen Unwägbarkeiten.
Die Europäische Organisation zur Luftfahrtsicherung (Eurocontrol) schreibt in ihrer alljährlichen Prognose, dass sie mit einem der „herausforderndsten Jahre der letzten Dekade“ rechnet. Das bedeutet zahlreiche Verspätungen und Flugstreichungen sind nicht ausgeschlossen.
Alle Beteiligten in der Luftfahrtbranche müssen mit einer Reihe außerordentlicher Aufgaben rechnen. Dazu gehören nicht nur die Flugverbotszonen wegen des Ukrainekriegs, mehr Flugzeuge, die wieder in den Verkehr geschleust werden, sondern auch Systemveränderungen, potenzielle Streiks sowie die schrittweise Öffnung des asiatischen Markts.
Eurocontrol geht derzeit davon aus, dass der diesjährige Flugverkehr in Europa 92 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht und erst 2025 wieder mit dem Stand vor Corona gleichzieht. Ursprünglich hatte man eine vollständige Erholung schon 2024 erwartet. Die Ursachen sind schwaches Wirtschaftswachstum, Inflationsdruck und keine Aussicht auf ein Ende des Kriegs in der Ukraine, was wiederum zahlreiche wirtschaftliche Folgeprobleme auslöst.
Der Vorhersage von Eurocontrol zufolge bleibt die Region zwischen Frankfurt und Schiphol einschließlich Brüssel die von Verspätungen am meisten gefährdete Zone. Hier geht die Behörde von im Schnitt drei Minuten Verspätung pro Flug aus. Zwei Groß-Airports hatten bereits im vergangenen Jahr Negativrekorde aufgestellt. In Frankfurt hoben 2022 nur 55,7 Prozent aller Abflüge pünktlich ab. Die allgemeine Pünktlichkeitsquote von Amsterdam-Schiphol betrug ebenfalls nur 62 Prozent.
Verspätungsgefährdet ist auch der östliche Mittelmeerraum mit Griechenland und das gesamte Einzugsgebiet um Istanbul herum. Dort werden zwei bis drei Minuten Verzögerung je Flug angegeben. Für die Bundesrepublik, Frankreich und die östliche Adria werden ein bis zwei Minuten Verspätung pro Flug angenommen.
(Aktualisiert am 20.1.2023) Allerdings wurden für den Amsterdamer Flughafen bereits rund 450 von insgesamt 800 geplanten Mitarbeitern in den Kontrollbereichen angestellt, sodass die tägliche Obergrenze von täglich 70 000 abfliegenden Passagieren mit dem Sommerflugplan ab 26. März aufgehoben wird. Frankfurt hat dagegen das Management der privaten Dienstleister selbst in die Hand genommen und setzt vermehrt moderne CT-Scanner ein, um die Abläufe zu beschleunigen.
(thy)
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