Wenn Hotelfirmen neue Luxusmarken mitten in der Pandemie gründen, dann nicht, weil sie viel Zeit zum Nachdenken hatten, sondern weil viele Einzelhotels nach starken Netzwerken suchen.
2021 wird nicht nur als das zweite Jahr der Pandemie eingehen, sondern auch als das Jahr zahlreicher neuer Hotelmarken. Auffallend: Besonders in der Luxushotellerie führten die großen Bettenkonzerne neue Namen ein – und die meisten tragen den Zusatz „Collections“.
Wer sich fragt, was das soll, muss bedenken, dass Hotelfirmen zweigleisig in punkto Markennamen fahren: Einmal soll er Gästen sofort signalisieren, was sie erwartet, und zum anderen erfüllt er den Wunsch der Investoren und Hoteliers nach Bekanntheit und Prestige.
Wenn also Accor, Marriott & Co. neue Marken gründen, dann weil sie ein Geschäft wittern. Es ist ein Milliardenmarkt, weil weltweit geschätzt über 1,5 Millionen Gästezimmer im Besitz von Eigentümern sind, die ihre Hotels noch selbst führen. Aber die brauchen wegen des Internets und der Konkurrenz zunehmend starke internationale Vertriebsnetzwerke, um zu überleben.
Bereits 2018 hat Hilton deswegen den lange ungenutzten Markennamen LXR wieder aufgetaut. Bei den zurzeit neun LXR Hotels & Resorts handelt es sich jeweils um individuelle Fünfsternhotels, die sich auf Neudeutsch der „Collection“ angeschlossen haben. Ein Blick auf die Ziele verrät eine deutliche Neigung zu Urlaub und Sonne. Lediglich London und Seattle zählen nicht zu den Schönwetterlagen.
Gäste können davon ausgehen, dass kein Haus dem anderen gleicht. Sowohl Architektur als auch das Innendesign können sich extrem unterscheiden. Das kommt daher, dass allein der Begriff „Collection“ nichts anderes bedeutet, als dass sich jeder Hotelier, der sich dieser Marke anschließt, bei der Hardware keine großen Investitionen vornehmen muss. Zugleich aber ist er in alle Verkaufskanäle und im Bonusprogramm von Hilton integriert.
Einem ähnlichen Prinzip folgt auch die Vignette Collection der Intercontinental Hotels Group (IHG), bekannt vor allem durch Holiday Inn. 2021 eröffnete das erste Vignette-Haus in Brisbane. Als nächstes wird ein Hotel in Pattaya, Thailand, in Betrieb gehen, und nach der Renovierung schlüpft 2022 das Grand Hotel in Wien unter die Fittiche der Vignette Collection, um damit alle Vorteile der IHG zu genießen. Sehr unterschiedliche Fünf-Sterne-Herbergen erwarten also Gäste. Was alle Häuser vereint, ist jedoch eine außergewöhnliche Lage – entweder sehr zentral oder traumhaft schön – und eine sehr persönliche Handschrift in Service wie Stil. Zudem hat sich diese Marke der Förderung von Jugendlichen verschrieben und will vor Ort ausbilden.
Das Beste vom Besten möchte die neue Luxusmarke Emblems aus dem Hause Accor den Gästen bieten. Die Marke Emblems, ebenfalls mit dem Zusatz „Collection“ versehen und somit für Einzelhoteliers konzipiert, ist noch so frisch, dass keine Herberge mit diesem Stempel in Betrieb ist. Aber der erste Standort wird die Stadt Guiyang im Süden Chinas sein, bekannt für Bergbau und Hort riesiger Rechenzentren. Mit 64 Suiten handelt es um ein Boutiquehotel. Die Emblems Collection teilt sich zudem noch einmal in drei Rubriken ein: „Heritage“ steht für Hotels mit historischer Bedeutung, „Retreat“ für Resorts mit Wellnessbereich in der Natur und „Signature“ für Häuser mit Schwerpunkt Design und Architektur.
Auf individuelle Hotelbetreiber im höheren Preissegment hat es auch die Wyndham Gruppe abgesehen. Zum Franchise-Unternehmen mit 20 Hotelmarken gehören Namen wie Ramada oder Tryp. Bis dato fehlte jedoch eine feine Fünf-Sterne-Marke. Diese Lücke wurde 2021 mit der Gründung der Registry Collection geschlossen. Von handverlesenen, unabhängigen Hotels mit Weltklasse-Service spricht der Konzern. Anhand des ersten Mitglieds, dem Grand Residences Riviera Cancun, lässt sich vorerst wenig ablesen, nur dass es sich um ein exklusives Resort mit 144 Suiten und drei Gourmetlokalen und Kinderclub handelt.
Ehrlich gesagt ähneln sich die neuen „Collection“-Marken alle in ihrer exklusiven Individualität. Das ist bei der Deutschen Hospitality, zu der die Steigenberger Hotels gehören, ganz bestimmt nicht der Fall. 2021 kündigte auch dieses Unternehmen eine Neugründung an, aber nicht als „Collection“, sondern mit einem spannenden Partner: Im sogenannten Luxus-Lifestyle-Segment hob man zusammen mit Porsche Design die Marke Steigenberger Porsche Design Hotels aus der Taufe. Es ist der Versuch, das Beste aus zwei deutschen Domänen – Hotellerie und Design – zu kombinieren. Geplant sind in der ersten Phase bis zu 15 Hotels in Metropolen wie London, Singapur, Dubai und Shanghai.
Was Architektur und Innenraumgestaltung betrifft, so dürfen die Gäste die unverkennbare Porsche-Handschrift erwarten. Jan Becker, CEO der Porsche Design Group verspricht schon mal ein „ausgefallenes Raum- und Lichtkonzept, innovative Zimmer und Suiten, die in ihrem einzigartigen Design und Interieur den Spirit der Umgebung einfangen“. Und das an den atemberaubendsten Orten der Welt.
(thy)
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