Spätestens seit Greta Thunberg muss Klimaschutz für Politik und Wirtschaft mehr sein als ein müdes Lippenbekenntnis. Das Thema entscheidet über Wahlen, Strategien und die Zusammenarbeit von Unternehmen samt Travel Policy. „Die Anzahl der Business- sowie Privatreisenden, die ihre Hotelauswahl danach treffen, die Welt nicht nur zu bereisen, sondern sie dabei zu bewahren, nimmt zu“, beobachtet Lorenz ter Veen, COO der in München ansässigen Living Hotels. „Noch bietet zwar keines der bekannten Buchungsportale einen Filter für nachhaltiges Reisen“, ergänzt er. „Aber das ist nur eine Frage der Zeit, um dem wachsenden Kundenkreis, der mit gutem Gewissen reisen möchte, konkrete Lösungsansätze im Feld der Unterkunft zu bieten.“
Die 17 Häuser der Living Hotels selbst sind seit Juni 2019 mit dem Siegel „Green Globe“ zertifiziert. In den Hotels fließt nur Ökostrom – Einwegbecher, Plastikstrohhalme, verpackte Lebensmittel auf dem Frühstückstisch oder Produkte aus Palmöl sind tabu. In den einzelnen Hotels reichen die Maßnahmen von organisierten „Garbage-Good-bye-City-Touren“ für Mitarbeiter, Gäste und Bürger über eigene Bienenvölker bis hin zum Auffangen des Regenwassers zur Gartenbewässerung.
Auch die NH Hotel Group setzt durch Zertifizierungen auf die Zusammenarbeit mit Partnern. 2018 erhielten sechs neue NH-Häuser das Green-Key-Umweltsiegel, darunter das NH Brussels EU Berlaymont und das NH The Lord Charles in Kapstadt. Insgesamt sind es 46 zertifizierte Hotels in Belgien, Frankreich, Mexiko, Südafrika und den Niederlanden. Seit 2007 hat die NH Hotel Group ihren CO2-Fußabdruck um über 72 Prozent, den Energieverbrauch um 34 Prozent und den Wasserverbrauch um 31 Prozent reduziert.
Meliá Hotels beteiligt sich seit 2017 am Projekt „Soap for Hope“ von Diversey und weitet dieses Engagement nun auf 26 Häuser in Asien und Amerika aus. Gemeinsam sollen fast 59 Tonnen Seife pro Jahr recycelt und den Menschen vor Ort Hilfe beim Lebensunterhalt und bessere Hygiene geboten werden.
Accor Hotels fokussiert sich im Rahmen ihrer Green-Stars-Initiative unter anderem auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. So wird im Ibis London City das Obst zu Smoothies verarbeitet. Im Ibis Brüssel wiegt das Team die Reste des Frühstücksbuffets und kommuniziert das Ergebnis an die Gäste. Im Fairmont Jakarta gab es einen Wettbewerb für den besten Restekoch. Im Accor-eigenen Umweltprogramm „Planet 21“ bündelt die Gruppe ihre Bemühungen um die Erhaltung der Erde – von der Aufforstung von Wäldern bis zur Eindämmung von Lebensmittelverschwendung.
Die Novum Hospitality wiederum ging im April 2019 mit einem Newcomer ganz neue Immobilienwege: Das in energieeffizienter Holz-Modulbauweise konzipierte The Niu Hide gilt als weltweit erstes modular errichtetes Hotel auf dem Dach eines Einkaufscenters in Berlin und wurde gerade mit dem Nachhaltigkeitszertifikat „GreenSign“ ausgezeichnet. Damit beteiligt sich das Hotelunternehmen an der Nachverdichtung in Großstädten, um Platz für neuen Wohnraum in Ballungszentren zu schaffen.