Im Frühjahr wagt sich die Diaoyutai MGM Hospitality Gruppe erstmals mit einem Fünf-Sterne-Haus nach Europa. Es ist zugleich ein Test, ob sich die chinesisch-amerikanische Hotelmarke auch im Westen durchsetzen kann.
Wenn Anfang 2020 The Diaoyutai Mansion Frankfurt nach gut zwölf Jahren Planung, Stillstand und Bau eröffnet, dann dürfen alle aufatmen. Hoteldirektor Holger König wird dann ein Haus führen mit allen Attributen eines noblen Geschäftsreisehotels: 214 Zimmer und Suiten im kongenialen chinesisch-westlichen Look, Restaurants, Bar, Ballsaal, Tagungsräumen und ein großzügiger Wellnessbereich.
Ein China-Palast für Niederrad
Der Weg dorthin war allerdings lang. Wie bei vielen Projekten bewahrheiteten sich zwei Prinzipien: Erstens erhöhen sich die Baukosten immer, und zweitens gibt es unweigerlich zeitliche Verzögerungen. So auch bei diesem Luxushotel an der ehemaligen Frankfurter Rennbahn. Zunächst trieb die exzentrische Architektur die Kosten in die Höhe – der Besitzer der Immobilie, der chinesische Großinvestor Huarong, plante von Anfang an ein Gebäude mit einem typisch chinesischen Pagodendach.
Danach zog die Suche nach dem passenden Hotelbetreiber den Bau in die Länge. Denn erst mit dem dritten Betreiber – die 2007 gegründete Diaoyutai MGM Hospitality – wurde man sich handelseinig. Jeder Betreiberwechsel bedeutete jedoch, dass sich die Anforderungen an das Hotelgebäude veränderten.
Mit dem neuen Hotel hat erstmals die bis dato in Europa weithin unbekannte Diaoyutai MGM Hospitality Gruppe ihren ersten Auftritt. Es ist ein Joint Venture mit sehr gegensätzlichen Partnern: Einmal Diaoyutai (sprich: Djaojütei), die Hotelfirma, die aus dem staatlichen Gästehaus der Volksrepublik China hervorgegangen ist, und zum anderen die ultra-amerikanische MGM Group, die vor allem in der Glitzermetropole Las Vegas Themenhotels wie das Luxor und Bellagio betreibt.
Gegensätzliche Partner
Das Diaoyutai Gästehaus liegt in einem riesigen Areal im Westen Pekings mit zahlreichen Gästehäusern, in dem die chinesische Regierung ihre Staatsgäste noch heute unterbringt. Der 1958 entstandene Komplex galt in der damals extrem spartanischen Zeit als die luxuriöseste und modernste Unterkunft in ganz China. Alle Staatsoberhäupter von Nixon bis zuletzt Kim Jung Un haben hier genächtigt. MGM setzt dagegen seit den 90er Jahren neue Maßstäbe: Mit über 4000 Zimmern und in Form einer Pyramide erfand der Unterhaltungsmulti mit dem Luxor fantasievolle Mega-Hotels für seine Gäste.
Für die ehrgeizige Diaoyutai MGM Hospitality Gruppe, die derzeit vier Häuser in China managt, ist der Standort Frankfurt quasi der Brückenkopf nach Europa. Er liegt strategisch ideal in Niederrad. Der Rhein-Main-Airport ist acht Kilometer, die Frankfurter Innenstadt fünf Kilometer und das Messeareal etwa sieben Kilometer entfernt. Der designierte Hoteldirektor Holger König zweifelt daher nicht am Erfolg der Diaoyutai Mansion: „Frankfurt ist durch seinen internationalen Flughafen, das Finanzzentrum und seinen Ruf als multikulturelle Großstadt der perfekte Angelpunkt für Besucher, für Gäste aus China gilt es sogar als Tor zu Europa. Darüber hinaus ist der Hotelmarkt vor Ort äußerst attraktiv.“