Hotels gehören mit ihrem hohen Energie- und Abfallaufkommen nicht unbedingt zu den Klima-Engeln. Das weiß die Branche nur zu gut und hat sich vielerorts ambitionierte Programme verordnet. Klimaschutz im Hotel – eine Zwischenbilanz…
Text: Sylvie Konzack
EU plant ein Verbot von Einwegplastik ab 2021. Die Insel Bali hat dies seit Juni 2019 bereits für Plastiktüten, Strohhalme und Styropor umgesetzt. Laut Presseberichten hofft das indonesische Eiland, dadurch bereits 2019 sein Plastikaufkommen im Meer um 70 Prozent zu reduzieren. Denn Experten schätzen, dass 80 Prozent der jährlichen 1,6 Millionen Tonnen Müll in Bali auch aus Bali stammen. Und: dass der Tourismus ein großer Verursacher des Abfalls ist, weil Feriengäste dreimal mehr Müll produzieren sollen als die Bewohner der Insel im Indischen Ozean.
Für Hotelbetreiber wie die Alila Hotels & Resorts ein Grund, im großen Stil zu handeln. Im August 2016 führte die Luxushotelgruppe in ihren Hotels auf Bali die Initiative „Zero Waste to Landfill“ ein, seit November 2018 sind die eigenen Bedingungen für eine komplette Müllvermeidung in den Alila Resorts in Ubud, Seminyak, Uluwatu und Manggis erfüllt und sollen auch Anwendung in den anderen Häusern der Gruppe wie in Kuala Lumpur oder Jakarta finden. Dafür wurde ein eigenes Recycling-Verfahren in einem „Laborgebäude“ vor Ort entwickelt, in dem Plastik, Glas und Keramik in ein neues, umweltfreundliches Baumaterial verwandelt werden. Aus Verpackungen und Folien wiederum wird Rohöl, welches in den Hotels als Diesel, Kerosin und Benzin wiederverwertet wird.
Doch das Zero-Waste-Ziel ist nicht die einzige Maßnahme, um der Müllproblematik Herr zu werden. Sie muss auch in den Köpfen der Gäste, Mitarbeiter und Einheimischen ankommen. Dafür sorgen hoteleigene Teams, die Gäste und Bevölkerung über die Abfallberge und die damit verbundene Umweltbelastung informieren. Balinesen sollen durch verschiedene Initiativen ermutigt werden, sich aktiv am Sammeln von Müll zu beteiligen. Kinder können Haushaltsabfälle mit zur Schule bringen, die Alila im Gegenzug bei ihrer Entsorgung finanziell unterstützt.
Auch im Radisson Blu Hotel in Breslau bietet das hauseigene „Responsible Business Team“ interne Schulungen für die Mitarbeiter an. „Zugleich machen wir uns auch bei unseren Gästen für das ,Carbon Neutral Program‘ zur Reduktion von CO2 stark“, heißt es im Hotel, das sich für die Aufforstung von kenianischen Wäldern engagiert.
Das Radisson Blu Hotel in Berlin nimmt an der Müllsammelaktion am „World Cleanup Day“ teil, oder es lädt Schüler zu Ernährungsworkshops ein, in denen sie Lebensmittel wertschätzen lernen. Alle Aktionen sind Teil des seit 2001 bestehenden Radisson-Blu-Programms „Responsible Business“ (RB), das jedes Haus mit einer eigenen Agenda lebt.
Bei den Scandic Hotels gibt es bereits seit 1993 ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm, das sich über die Jahre zur DNA des schwedischen Unternehmens entwickelt hat. So können Gäste bereits in den Zimmern ihren Müll trennen. Wasserflaschen wurden durch Spender mit aufbereitetem Leitungswasser ersetzt. Auch sind Mitarbeiter dazu angehalten, eigene Ideen in Sachen Nachhaltigkeit zu entwickeln. Eine davon sei vor Jahren die Einführung der Aufsteller in den Bädern gewesen, die Gäste dazu anregen sollen, ihre Handtücher mehrmals zu benutzen. „Hang up your towel if you want to use it again“: Die im Scandic begründete „Handtuch-Policy“ ist weltweit zum Hotelstandard avanciert – weitere Maßnahmen ließen in der Branche allerdings auf sich warten. Zwar gab es in der letzten Dekade zahlreiche Energiesparmaßnahmen mit neuartigen Blockheizkraftwerk-Technologien, Solaranlagen und Ökostrom-Initiativen. Zu oft waren diese aber vor allem vom Ziel getrieben, die Betriebskosten zu senken.