Aktualisiert 19.7.22
Während es den Airports und Airlines mit rigorosen Passagierbegrenzungen und Flugannullierungen gelingt, die Lage zu entspannen, steigt der Kofferberg derzeit wieder an – schuld ist unter anderem Omikron B5.
Gerade eben hat Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt die Zahl der Flugbewegungen von 96 auf 88 pro Stunde begrenzt. Das sind ein paar tausend Passagiere weniger, die täglich abgefertigt werden müssen. So soll wieder Ordnung in das Flugchaos kommen.
Allerdings gilt das nicht für tausende von Koffern, die immer noch darauf warten, wieder an ihre Besitzer zurückgebracht zu werden. Und es kommt gegenwärtig noch schlimmer: So meldet das Flugportal Airliners.de, dass bei der Lufthansa fast ein Drittel des Bodenpersonals wegen Krankheit ausfällt – wegen Pandemie oder Überlastung.
Das hat nicht nur Folgen für Vielreisende, die nun nicht mehr durch die Fast Lanes eilen können, sondern ebenfalls wie alle anderen in der Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle stehen. Es hat vor allem Konsequenzen für aufgegebenes Gepäck. So bleiben „Bild“ zufolge täglich 5000 Koffer von LH-Kunden allein in Frankfurt am Boden.
Doch selbst wenn diese Zahlen etwas zu hoch gegriffen wären, Fakt bleibt, dass die Lagerkapazitäten für liegen gebliebenes Gepäck in Frankfurt begrenzt sind. Deswegen werden herrenlose Koffer inzwischen zu anderen Airports gebracht, um von dort aus bearbeitet und zu ihren rechtmäßigen Eignern transportiert zu werden.
Dass die Kofferberge zurzeit folglich größer als kleiner werden, ist also keine Spekulation. Denn Flughäfen wie München und Hamburg kämpften bereits vor der Krankenwelle bei Lufthansa mit Kofferstau.
So bestätigte beispielsweise am 1. Juli die Lufthansa dem Flugportal Aero.de 3000 Koffer, die seit einer Woche am Münchner Airport lagerten. Schuld daran waren das Wetter, Verspätungen und Umbuchungen auf die Bahn. Wie viel Gepäck derzeit an Münchens Flughafen auf Bearbeitung wartet, können weder die Lufthansa noch der Airport sagen. Ein Flughafensprecher lässt sich nur auf „mehrere tausend Gepäckstücke“ ein.
Die Lage beschrieb ein Lufthansa-Sprecher dem Business Traveller so: „Ein detailliertes oder gar Gesamtbild lässt sich zur Zeit leider nicht recherchieren. Derzeit lagern an verschiedenen Flughäfen wie etwa in Frankfurt, München und Hamburg noch einige hundert bis tausende Gepäckstücke, die derzeit rund um die Uhr gesichtet und den Gästen zugestellt werden.“
Die Nachversendung dürfte das Nadelöhr sein und der Grund, warum der verlorene Koffer nicht schon einen Tag später an der Tür seines Besitzers abgeliefert wird. Während die Flughäfen dafür verantwortlich sind, das Gepäck zum und vom Flugzeug zu befördern, ist es nicht ihre Aufgabe, sondern die der Airlines bzw. ihrer Dienstleister, stehen gebliebenes Gepäck zu sortieren und dem Kunden nachzusenden. Pech also, wenn jetzt reihenweise Bodenpersonal wegen Krankheit ausfällt.
„Die Flughäfen stellen in diesem Fall nur die Räumlichkeiten für die Koffer“, heißt es am Hamburger Flughafen, der ebenfalls wegen Kofferstau in die Schlagzeilen geraten war, aber betont, dass die Airlines vor allem Koffer von anderen Standorten nach Hamburg für den Umschlag abgeladen hätten.
(thy)
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