Nirgends ist Großbritannien bunter als in London – ein Segen für die Küche im Königreich.
Text: Sabine Galas
Auch wenn die Engländer gerade auf dem Empire-Trip sind: Ihre Küche lebt seit Generationen von den Einflüssen anderer Länder und Kulturen, Chicken Tikka Masala oder eine All-you-can-eat-Session beim Chinesen gehören zum Königreich wie Fish & Chips und Sunday Roast. Dank unbeirrbarer Idealisten wie Jamie Oliver oder Delia Smith greifen viele Briten heute sogar selbst zum Kochlöffel – das Ergebnis: Der Anspruch an gutes Essen ist deutlich gestiegen, ebenso wie das Qualitätsniveau in den Restaurants.
Allein in London gibt es mittlerweile knapp 70 Michelinbesternte Lokale, außerdem moderne Fusion-Küchen – mit asiatischen, afrikanischen oder (nicht doch!) europäischen Elementen. Trotzdem werden alte Traditionen hochgehalten – nichts gegen einen gepflegten Afternoon Tea in einem schicken Hotel oder einen Gin Tonic beim Pferderennen. Die Mischung ist kurios, aber eben das, was das Flair einer Weltstadt ausmacht…
Eier, Speck, Würstchen, Blutwurst, Bohnen: Das britische Frühstück hat es bekanntlich in sich, jedoch auch den Vorteil, dass man sich damit getrost das Mittagessen sparen kann. In der „Bar Bruno“ in Soho gibt es dafür keine zeitlichen Beschränkungen, ab sechs Uhr morgens kann man herzhaft in den Tag starten in diesem angesagten All-Day-Breakfast-Café (101 Wardour St., Soho, Tel. +44 20 7734 3750).
„Full English Breakfast“ in inspirierendem Umfeld gibt es in „The National Café“ (nationalgallery. org.uk), mit Michelangelo im Untergeschoss und Trafalgar Square vor der Tür. Das hübsche Café in der Galerie bietet die ganze Bandbreite britischer Frühstückskultur, inklusive einer „bottom-less cup of tea or coffee“ – also unbegrenzt Tee oder Kaffee.
Für die Zuckersüßen unter uns gibt es nur eins: den Weg zum „Maison Bertaux“ in Soho. Ab 8.30 Uhr duftet es in dieser Londoner Institution nach frischem Gebäck und Kaffee – Croissants und Patisserie des Ladens in der Greek Street sind legendär. Übrigens: Kuchen und Törtchen können auch vorbestellt werden (maisonbertaux.com).
Kontrastprogramm erwartet Hungrige im „Cinnamon Club“, einem der besten indischen Restaurants der Stadt, das in der altehrwürdigen Westminster Library residiert (thecinnamoncollection.com/cinnamon-club). Auf der Frühstückskarte steht Exotisches wie Rühreier Bombay Style oder Uttapams, südindische Pfannkuchen mit Chili, Linsen und Kokos-Chutney. Eine echte Versuchung!
Gehobene Küche, Glamour und illustres Publikum: Das „45 Jermyn St.“ ist die Lunch-Location, wenn man Geschäftspartner beeindrucken will. Das schicke Lokal befindet sich mitten im berühmten Londoner Maßschneider-Quartier St. James und steht für Köstlichkeiten und Service alter Schule. Zwischen Lacktischen, Ledersesseln und Kaviar-Trolley fühlt man sich leicht mal underdressed. Also: Das gute Outfit raus, gerade Haltung einnehmen und eine Runde Austern bestellen. Auch die Cocktails sind übrigens ein Traum (45jermynst.com).
Wie ein englisches Landhaus wirkt Londons ältestes Restaurant „Rules“, das seit 1798 in Covent Garden die Tradition hochhält. Holz, Samt, schwere Teppiche und Fleisch vom eigenen Landsitz – diese Lokalität ist so edel wie unverwechselbar. Wer Diskretion und Privatsphäre wünscht, der sucht zum Aperitif am besten die Wintergarden Cocktail Bar im ersten Stock auf, mit Club-Ambiente und erstklassigen Drinks. Übrigens: Im Rules kann man Business- Lunch & Co. auch in Euro bezahlen (rules.co.uk).