Nach einem kurzen Spaziergang entlang des Piers steigt man in die Geschichte von Isambard Kingdom Brunel ein. „Being Brunel“, die im März 2018 am Ende des Piers eröffnete Ausstellungshalle, erzählt aufwendig die spannende Story des genialen Ingenieurs und Konstrukteurs. Durch Eisenbahnen wurde er groß, später ließ er Tunnels und Brücken bauen. Seine „SS Great Britain“ war einst der erste Segeldampfer aus Eisen und galt lange Zeit als das schnellste Schiff auf den Weltmeeren. Heute liegt es fest vertäut als begehbares Museum am Pier.
Ein weiteres Meisterwerk von Brunel ist die Clifton Suspension Bridge, die die beiden steilen Ufer des Avon verbindet und somit hoch genug ist für durchfahrende Segelschiffe. Über 30 Jahre wurde an der 1864 eingeweihten Brücke gebaut. Sie führt ins elegante Stadtviertel Clifton Village mit seinen schönen alten Häusern aus der Georgianischen Zeit, mit exklusiven Restaurants, schicken Boutiquen, netten Cafés und dem Avon Gorge Hotel. Die Brücke ist eines der Wahrzeichen der Stadt, neben der imposanten Kathedrale, dem denkmalgeschützten Häuserbogen Royal Crescent und den bunten Häuserreihen.
Wer nicht so weit laufen will, kann auch die kleinen Fährboote nutzen, die alle paar hundert Meter an den Ufern des Floating Harbour anlegen. Doch die meisten Sehenswürdigkeiten erreicht man zu Fuß, zum Beispiel im Rahmen einer Street-Art-Tour. Bristol ist Englands bekannteste Street-Art-City, unter anderem, weil der weltberühmte Wandmaler Banksy hier seine Wurzeln hat. Einige seiner inzwischen ziemlich wertvollen Werke sind sogar in der Innenstadt an Hausmauern zu bewundern.
Viele mehr oder minder talentierte Nachahmer und eine große Graffiti-Gemeinde haben sich inzwischen an allen möglichen und unmöglichen Ecken der Stadt verewigt – größtenteils mit dem Wohlwollen der Behörden. Denn Bristol ist liberal, fest in Labour-Hand und strikter Brexit-Gegner. Mit Marvin Rees hat die lebendige Stadt einen jungen, smarten, farbigen Bürgermeister.
Auch durch ihn und die fast 50.000 Studenten hat sich eine junge, kreative Szene entwickelt und Bristol zur aufstrebenden Kulturstadt gemacht. Kunst-, Film- und Medienschaffende haben sich hier niedergelassen. Bristol wurde sogar zur UNESCO City of Film gekürt, am bekanntesten sind die Animationsstreifen mit Wallace & Gromit.
In jüngster Zeit wurden zahlreiche Konzerthallen und Theater, Galerien und Museen neu gebaut oder renoviert. Wie etwa Spike Island, eine Multimedia-Kunst-Galerie oder „We The Curious“, das einzige 3D-Planetarium im Vereinigten Königreich. Eines der interessantesten Neubauprojekte eröffnet 2019, wenn zu Ehren des 50. Geburtstags der Concorde ein neues Aerospace-Museum eingeweiht wird (aerospacebristol.org).
Rund 20 Festivals zu Themen wie Food oder Shakespeare locken Zigtausende hierher, jährlich pilgern einige Millionen Besucher nach Bristol. Zu den bekanntesten Events zählt das Harbour Festival, zu den interessantesten das „Upfest“, Europas größtes Street-Art- und Graffiti-Festival. Begleitend eröffneten neue, schicke Hotels wie das Boutique-Hotel Artists Residence oder Bristols erstes 5-Sterne-Haus The Guildhall.