Die alte Hafenstadt wandelt sich zur hippen Kultur- und Medien- City. Nach dem Business locken die heißen Quellen von Bath…
Text: Michael Möser
Bristol ist den meisten als alte Hafenstadt bekannt, doch die Metropole im Südwesten Britanniens hat auch eine Luftfahrttradition. Aerospace baute hier einst die erste und dann aber auch die letzte Concorde. Heute ist die 500.000-Einwohner-Stadt Drehkreuz von Flybmi. Die schottische „Regionalgesellschaft mit überregionalem Fokus” fliegt in knapp zwei Stunden von München nach Bristol. Der Airport gilt zudem als Tor nach Cornwall, das keine vergleichbaren Fluganbindungen hat. Von Bristol erreicht man auch im Nu Wales. Zwei große Brücken über den breiten Severn führen ins Nachbarland, ebenso wie ein Zug tunnel unter dem Fluss.
Hauptsächlich steht Bristol aber für seine Schifffahrtstradition. Hier startete 1497 John Cabot auf seine Entdeckungsreise Nordamerikas. Rund 200 Jahre später wuchs Bristol zur bedeutendsten Hafenstadt des Vereinigten Königreichs heran, unter anderem als Umschlagplatz für den Sklavenhandel und als Importhafen für gefragte Güter wie Tabak. Heute ist der Avon, der einst die nahe Küste mit der Stadt verband, aufgestaut, und die Hafenbecken im Zentrum der City werden nur noch von Freizeitkapitänen und Touristenbooten genutzt.
Der eigentliche Hafen liegt nun direkt an der Küste. Rund um die nutzlos gewordenen Speicher entstand an den Quais des Floating Harbour in den letzten Jahren eine lebendige Nightlife-Szene – manchen ein wenig zu lebendig. So haben die Stadtväter beschlossen, die Bars und Clubs am Watershed, dem Epizentrum der Ausgehmeile, zu schließen und durch schicke Restaurants und Shops zu ersetzen – wie am anderen Flussufer. Dort scharen sich noble Restaurants rund um das Kunstzentrum Arnolfini mit seiner bedeutenden Sammlung zeitgenössischer Werke. Ein paar Schritte weiter über die Prince Street Bridge erreicht man „Pi Shop“, Bristols beste Pizzeria, Wand an Wand mit dem „Casamia“, einem Michelin-Stern-Restaurant desselben Besitzers.
Viele Lokale sind noch junge Adressen an der Harbourside. Die alten, vergammelten Lagerhallen von Wapping Wharf waren vor eineinhalb Jahren noch im Dornröschenschlaf versunken. Bis sie als attraktives Geschäftsfeld erkannt und mit dem M-Shed-Stadtmuseum, zahlreichen Lokalen und Shops wiederbelebt wurden. Darunter fällt das „Salt & Malt“ in einem umgebauten blauen Frachtcontainer kaum auf, das bekannteste und wohl beste Fish-and-Chips-Lokal Bristols, mit vernünftigen Preisen zwischen 8,50 und 11,50 Pfund pro Portion, je nach Tellergröße. Die Qualität stimmt, das Lokal hat schließlich einen Ruf zu verlieren, denn es gehört dem bekannten Sternekoch Josh Eggleton.