Immer mehr Banken geben statt Girocard und klassischer Kreditkarte eine Debitkarte von Visa und Mastercard aus. Die ist allerdings unterwegs nicht unbedingt ein zuverlässiger Reisebegleiter.
Hotel, Mietwagen, Restaurants: Auf Reisen geht wenig ohne Kreditkarte. Neuerdings bieten viele Banken eine neue Version davon an: die Debitkarte, je nach Anbieter mal mit dem Logo von Visa oder Mastercard. Die Debitcard ist oft sogar kostenlos oder deutlich günstiger und reicht in der Regel genauso wie eine klassische Kreditkarte, heißt es in der Werbung. Doch das ist in der Reise-Praxis leider oft nicht der Fall.
Comdirect, C24, DKB: Vor allem Direktbanken empfehlen ihren Kunden Debit- statt Kreditkarten und bieten bisweilen gar keine Girocards mehr an. Das Argument: Die neuen Karten vereinen angeblich die Vorteile von Giro- und Kreditkarte. Angeführt werden zum einen die weltweite Akzeptanz, zum zweiten die Möglichkeit online zu zahlen und drittens die Kontrolle über die Ausgaben, weil der Umsatz anders als bei der klassischen Kreditkarte sofort vom Girokonto abgebucht wird.
Debitkarten sollen nach dem Willen großer Teile der Bankbranche die gute alte Girocard (früher EC-Karte) ablösen. Wie bei dieser bucht die Bank die Umsätze ohne Zeitverzögerung direkt und in voller Höhe vom Girokonto ab, während bei der Kreditkarte die Umsätze nur einmal im Monat gesammelt per Lastschrift vom Girokonto eingezogen werden. Debitkarten von Visa oder Mastercard erkennt man sehr leicht am Zusatz „Debit“ auf der Karte.
Mit der Akzeptanz der neuen Karten ist es allerdings nicht so weit her, wie die Banken versprechen. In einschlägigen Foren und bei den Verbraucherschützern mehren sich die Beschwerden zahlreicher Reisender. Da wird moniert, dass Läden die Debitcard nicht annehmen, auch Restaurants, Autowerkstätten und Apotheken zieren sich offenbar gern. Der Grund dafür ist einfach: Die Debitkarte kostet den Händler höhere Gebühren als eine Kreditkarte.
Kein Wunder, dass das Verbraucherportal Biallo “die Akzeptanz der Debit-Kreditkarten im Vergleich zur Girocard noch nicht auf dem gleichen Niveau” sieht. “Selbstbedienungsterminals an Tankstellen sind oft nur auf Girocards ausgelegt”, weiß Biallo – und mehr: “Schwierigkeiten mit Debit- Kreditkarten gibt es auch noch bei Annahmestellen der Deutschen Post und in Behörden, wenn Bürger dort ihren neuen Personalausweis unbar bezahlen möchten.”
Noch kitzliger wird die Sache im Ausland: Gerade erst wieder haben sich Dutzende von Lesern bei der Stiftung Warentest beschwert. Einer hatte in den USA einen Mietwagen gebucht und bereits vollständig über das Portal Check24 bezahlt. Trotzdem erhielt er in Dallas am Flughafen das gemietete Auto nicht – die Debitkarte wurde nicht als Kaution akzeptiert. Erst ausführliches Telefonieren mit der Check24-Hotline brachte die Lösung: eine sündhaft teure Zusatzversicherung…
Auch andere Reisende beschwerten sich über mangelnde Akzeptanz im Ausland: Mal wurde die Debitcard nicht am Bargeldautomaten akzeptiert, dann wieder nicht im Hotel, und schon an der ersten Tankstelle in Österreich war der neue Kartentyp am Ende.
Über einen weiteren Nachteil von Debitkarten unterwegs berichtet Check24: Hotels sichern sich während des Aufenthalts gern eine Kaution gegen Schäden am Zimmer oder unbezahlte Rechnungen. Dazu blockieren sie den – oft recht ansehnlichen – Kautionsbetrag auf dem zur Debitcard gehörigen Girokonto. Und das kann dann je nach Kontostand durchaus dazu führen, dass daheim die monatliche Mietzahlung oder andere Daueraufträge nicht ausgeführt werden.
Die Stiftung Warentest hat daraufhin ihre ursprünglich positive Einschätzung der Debitcards revidiert. Ihr neues Fazit: “Debitkarten sind weder für die Girocard noch für eine echte Kreditkarte ein vollwertiger Ersatz. Es ist sicherer, eine zweite Karte dabei zu haben – oder genügend Bargeld.”
Beim Geldabheben per Debitcard scheint es auch Kostenprobleme zu geben: Laut Verbraucherzentrale Hamburg bewirbt die DKB ihre Visa-Debitkarte damit, dass man „weltweit kostenlos Geld am Automaten“ abheben kann. Der Begriff „kostenlos“ bezieht sich dabei laut Verbraucherzentrale nur auf die Gebühren der DKB-Bank. Händler und Geldautomatenbetreiber erheben dagegen oft durchaus Entgelte für die Nutzung der Automaten. Dazu fanden die Verbraucherschützer allerdings nur einen dezenten Hinweis im Kleingedruckten.
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