Reiseapotheke, Impfungen, Präventivmaßnahmen – wir haben die Expertin gefragt, was Viel- und Fernreisende beachten sollten. Rede und Antwort steht uns Dr. med. Gabriele Hoffmann, Ärztliche Leitung im CoMedicum Sendlinger Tor in München.
Frau Dr. Hoffmann, was packe ich als Geschäftsreisender in meine Standard-Reiseapotheke?
Eine Basisreiseapotheke sollte Medikamente gegen Fieber und Schmerzen enthalten (z. B. Paracetamol 500 mg). Wichtig sind auch Mittel zur Wundbehandlung, wie antiseptische Lösungen, Pflaster, Mullbinden und Einmalhandschuhe. Ich empfehle immer auch spezielle Mittel gegen Durchfallerkrankungen, also ein Antidiarrhoikum und ein Spasmolytikum sowie Elektrolytpulver. Wichtig sind auch gute Insektenschutzmittel, ein Antihistaminikum, anästhesierende, entzündungshemmende und kühlende Gele und evtl. ein Antibiotikum, vor allem bei Reisen in Gebiete mit unzureichender medizinischer Versorgung.
Ist es ratsam, auf einem Langstreckenflug bestimmte Arzneien im Handgepäck mitzuführen?
Ich rate meinen Patienten dringend, ihre Medikamente für den regelmäßigen Bedarf und chronische Krankheiten in ausreichender Menge im Handgepäck mitzuführen. So können sie zum Beispiel beim Verlust eines aufgegebenen Gepäckstücks oder bei Reiseverzögerungen auf das Medikament zugreifen. Bei Flugangst kann ein Anxiolytikum helfen.
Gibt es Medikamente, die ich nicht mit in die Flugzeugkabine nehmen darf?
Problematisch können verschreibungspflichtige Medikamente oder das Spritzenbesteck für Diabetiker sein. Jeder Arzt kann seinen Patienten eine ärztliche Bescheinigung über das erforderliche Mitführen von medizinischem Material ausstellen. Bei einer Reise ins fremdsprachige Ausland sollte dies in englischer Sprache verfasst sein. Das gilt auch für morphinhaltige Schmerzmittel, also Arzneimittel, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Andernfalls könnten Zollbeamte diese Medikamente beschlagnahmen. Urlauber sollten sich über die Regelungen zur Medikamentenmitnahme unbedingt auch bei der jeweiligen Botschaft informieren. Reisende sollten zudem die Zeitverschiebungen zwischen Heimatort und Reiseziel beachten. Die Einnahmezeiten vieler Medikamente, beispielsweise von Hormonpräparaten, müssen dringend angepasst werden.
Welche Impfungen sollten Vielreisende in jedem Fall durchführen lassen?
Sogenannte Standardimpfungen wie Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio (TdaPP), FSME und MMR (Masern-Mumps-Röteln) sollten regelmäßig aufgefrischt werden. Eine der wichtigsten Reiseimpfungen ist die Impfung gegen Hepatitis A. Diese Viren werden fäkal-oral, also über kontaminierte Lebensmittel und Trinkwasser übertragen und verursachen eine Leberentzündung mit Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Diese Impfung kann auch noch kurz vor Reiseantritt erfolgen. Eine Impfung gegen Hepatitis B ist immer ratsam, wenn es Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten und Virusträgern kommt, z. B. bei medizinischer Tätigkeit oder beim Geschlechtsverkehr. Eine Impfung gegen Tollwut ist vor allem bei längeren Reisen in ländlichen Regionen sinnvoll. Die Ansteckung erfolgt durch den Speichel infizierter Tiere, z. B. durch Bisse von Hunden, Fledermäusen, Katzen oder Affen. Die Erkrankung verläuft ohne vorausgegangenen Impfschutz bzw. sofortiger Impfung nach einem Biss immer tödlich.