Mit dem Ende der Maskenpflicht erinnern sich die Fluggesellschaften wieder daran, dass man mit gutem Service Vielflieger gewinnt. Deswegen kommt eine schöne Tradition auf Fernflügen zurück: das heiße Handtuch.
Im ersten Pandemie-Frühjahr 2020 verschwanden nicht nur die Zeitschriften, Mahlzeiten und Decken, sondern auch die heißen Handtücher. Während Bordmagazine aus Kosten- und Hygienegründen wahrscheinlich nie mehr von Leser zu Leser wandern werden, kündigen derzeit internationale Airlines reihenweise die Ausgabe von „Hot Towels“ an.
Eine der ersten Fluggesellschaften, die bereits im Februar 2022 den Hot-Towel-Usus auf Langstrecken wieder aufgenommen hat, war American Airlines. British Airways und Air Canada eröffnen seit November in der Business Class im Rahmen der Wiederaufnahme des „Full Service“ ihr Catering mit einem vorgewärmten Tuch zur Erfrischung. Im Dezember folgt schließlich United Airlines nach eigener Ankündigung mit dem gleichen Service auf allen Fernstrecken.
Der Ursprung des heißen Handtuchs liegt jedoch nicht im Westen, sondern im Fernen Osten. Wenn es darum geht, welche Airline zuerst die Idee mit dem Hot Towel hatte, dann wetteifern die zwei renommierten Fluglinien Japan Airlines (JAL) und Singapore Airlines (SIA) um die Lorbeeren.
Bei Japan Airlines lag die Sitte mit dem heißen Handtuch quasi vor der Tür. Lange bevor das feuchte Erfrischungstuch aus parfümiertem Papier in den 1950er-Jahren in Europa eingeführt wurde, reichten die Japaner ihren Gästen je nach Jahreszeit heiße oder kalte Baumwolltücher. Diese Oshibori genannten feuchten Stoffe werden erstmals in der japanischen Literatur des elften Jahrhunderts erwähnt und sind inzwischen eine Willkommensgeste.
Und weil ein Japaner sich nie die Chance entgehen lässt, einen Gegenstand stilvoll zu präsentieren, wurden die Oshibori sorgsam zusammengerollt und auf extra dafür bestimmten Tellern angeboten. Zu Hause, im Restaurant und vermutlich Ende der 1960er-Jahre erstmals in den Flugzeugen der JAL.
Wenn jedoch Singapore Airlines die Oshibori-Idee für sich reklamiert, dann ist das ebenfalls nicht falsch. Während JAL der Tradition entsprechend einen typisch japanischen Willkommensgruß mit an Bord genommen hat, besteht die Leistung von SIA darin, das Potenzial eines heißen Tuchs in Taschentuchgröße als neuen Servicefaktor für sich erkannt zu haben.
Denn zu Beginn der 1970er-Jahre verfolgte die Fluggesellschaft aus dem Stadtstaat Singapur mit einer Serviceoffensive das Ziel, sich weltweit als internationale Qualitäts-Airline zu etablieren. SIA experimentierte ab 1972 mit zahlreichen neuen Serviceideen wie Gourmet-Mahlzeiten, Wunschvideos, Gratis-Getränken, Kopfhörern sowie eben dem bei vielen Passagieren beliebten Hot-Towel-Service – und das in allen Flugklassen.
(thy)
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