Text: Hannah Brandler / businesstraveller.com
Eine Studie der Beratungsfirmen Oxera und Edge Health zeigt, dass ein einziger Antigentest bei Ankunft genauso effektiv ist wie eine zehntägige Selbstisolierung, um importierte Fälle von Covid-19 aus dem Ausland zu reduzieren.
Die Untersuchung, die von der Fluggesellschaft Virgin Atlantic, der International Airline Group (IAG), dem Flughafen Heathrow und der International Air Transport Association (IATA) in Auftrag gegeben wurde, soll dazu beitragen, die sichere Wiederaufnahme internationaler Reisen in diesem Sommer zu ermöglichen.
Neue Modellrechnungen zeigen, dass Antigentests die Anzahl der infektiösen Tage bei einer internationalen Anreise um 63 Prozent reduzieren können. Zum Vergleich: Eine zehntägige Quarantäne ohne Tests filtert 62 Prozent der infektiösen Tage.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Effektivität eines einzigen Antigentests unterschätzt wurde.
Was sind infektiöse Tage?
Infektiöse Tage sind die durchschnittliche Anzahl von Tagen, die eine infizierte Person (symptomatisch oder asymptomatisch) im öffentlichen Raum verbringt und dabei das Risiko der Übertragung des Virus auf andere eingeht. Die Autoren des Reports berechneten die infektiösen Tage, die in der Öffentlichkeit freigesetzt werden, indem sie die Anzahl der Tage zusammenrechneten, die eine Person nicht in Quarantäne war, während sie infektiös war.
Was rät der Bericht in Bezug auf die Wiederzulassung von Auslandsreisen?
Der Bericht besagt, dass ein einmaliger Antigen-Schnelltest für Einreisende aus den meisten Ländern, die als mittleres Risiko eingestuft sind, angemessen wäre. Das sind Länder mit mittleren Fallzahlen oder niedrigeren Impfraten.
Beim Vergleich der Zwei- und Einzeltest-Schemata stellte der Bericht fest, dass der Zwei-Test-Ansatz im Vergleich zu einem Test nur 5-9 Prozent der zusätzlichen infektiösen Tage abdeckt.
Darüber hinaus zeigt die Analyse der realen Passagierdaten aus den USA und der EU für das Jahr 2020, dass selbst ein einziger Antigentest bei der Ausreise die importierte Fallrate unter das bestehende Niveau der Übertragung in der britischen Gemeinschaft gesenkt hätte.
Was ist mit Hochrisikoländern?
Die Studie zeigt außerdem, dass eine Zwei-Test-Strategie mit einem 72-Stunden-Antigentest vor der Abreise in Kombination mit einer dreitägigen Quarantäne mit PCR-Test eine praktikable Option für Länder mit höherem Risiko sein könnte. Es ist erwiesen, dass diese Strategie ein Screening von 87 Prozent der potenziell infektiösen Tage ermöglicht, was nur einen Prozentpunkt weniger ist als ein zweimaliger PCR-Test.
„Das ultimative Ziel für Regierungen muss es sein, zu reibungslosen Reisen zwischen Ländern zurückzukehren, die als risikoärmer gelten. Die Verbreitung des Impfstoffs in Verbindung mit international vereinbarten Standards für digitale Lösungen zum Nachweis des Covid-Status wird dafür unabdingbar sein, aber die Menschen sollten in der Lage sein, sicher zu reisen, mit oder ohne Impfstoff“, ist Michele Granatstein, Partner bei Oxera und Leiter des Bereichs Luftfahrt, überzeugt:
„Wir glauben, dass der internationale Reiseverkehr in großem Umfang sicher wieder aufgenommen werden kann, wenn eine risikobasierte, schrittweise Lockerung der Testanforderungen und Grenzbeschränkungen erfolgt, die den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgt“, kommentierte Shai Weiss, CEO von Virgin Atlantic, die Ergebnisse der Studie.
Und: „Wir fordern die britische Regierung auf, eine Flugroute für Reisen, Tourismus und Luftfahrt zu beschließen, die geliebte Menschen wieder verbindet, die wirtschaftliche Erholung unterstützt und ein wahrhaft globales Großbritannien fördert.“
Die Tendenz in Großbritannien geht derweil in die entgegengesetzte Richtung: Boris Johnson plant aktuell einen Ausreisestopp für britische Bürgerinnen und Bürger, der bis Ende Juni andauern soll.