Ich hatte erst mal 5A reserviert, einen der Einzelplätze auf der linken Seite. Am Fenster rechts stehen jeweils zwei Sitze nebeneinander, insgesamt bietet die Kabine 32 Passagieren Platz. Natürlich sitzt niemand auf den absurd teuren Exit-Sitzen, aber die sehr freundliche Flugbegleiterin hat nichts dagegen, dass ich vor dem Start auf 1D und 1F ganz vorn umziehe. Wie ich es erwartet habe, ist die Beinfreiheit hier eher geringer, dafür habe ich zwei Sitze für mich. Trotzdem lohnt es nicht, dafür 42 Euro extra zu berappen. Die Sitze aus dunkelblauem Leder sind nicht ganz taufrisch – das Flugzeug ist 19 Jahre alt, und die Rückenlehnen lassen sich nur etwa anderthalb symbolische Zentimeter neigen.
Die Piloten sind genervt, wieder haben sie erst 20 Minuten nach der planmäßigen Startzeit einen Slot bekommen. Und innerdeutsch dürfen sie im Sommer wegen Personalknappheit bei der Flugsicherung nur 7.000 Meter hoch fliegen, verbrauchen dadurch 25 Prozent mehr Sprit und müssen durch unruhiges Wetter. Mit 27 Minuten Verspätung geht’s los.
Beim Start pfeifen die Triebwerke des 328JET in einem ungewöhnlich hohen Ton, den man heute kaum noch hört. Die Maschine ist ein Hochdecker, die Tragflächen liegen also oben, daher gibt es einen schönen Ausblick auf die Elbe. Der Service an Bord ist beinahe wie in der guten alten Zeit des Fliegens – aber eben auch die Ticketpreise. Beim Einsteigen gibt’s die Schwäbische Zeitung, nach dem Start kommt Eva mit einem Tablett voller Saft und Wasser, danach erhält jeder einen Pappkarton mit einem belegten Brötchen und einem Joghurt.
Ich mag keinen Vanillejoghurt – kein Problem, er wird gegen Zitrone getauscht. Zum Abschluss noch mal ein Tablett mit Schokoriegeln. Getoppt wird dies noch vom Service auf Abendflügen: Getränke (inklusive alkoholischer) mit Nüssen zum Knabbern, ein Tablett mit kaltem Abendessen und frischen Brötchen aus dem Korb, danach ein Eisbecher (drei Sorten zur Auswahl), schließlich Digestif vom Tablett. Das gibt es sonst nirgends, nicht einmal in der Business Class anderer Airlines.
Die Zeit vergeht dadurch im Nu, schon kommt der Bodensee in Sicht, Landung nach 70 Minuten. Als wir mit unserer historischen Dornier ausrollen, kommt rechts das Dornier-Museum ins Blickfeld – auch dort steht ein 328JET in der Ausstellung, der kaum älter als unser Flugzeug heute sein dürfte. Friedrichshafen ist ein kleiner Flughafen, trotzdem müssen die etwa 250 Meter zwischen Flugzeug und Terminal im Bus zurückgelegt werden. Das Gepäck ist bereits auf dem Band, als die Fluggäste das Gebäude betreten.
Ein Retro-Erlebnis, das daran erinnert, wie schön Fliegen einmal war. Extrem zeitsparend für alle, die aus dem Hamburger Raum in die Region Bodensee müssen oder umgekehrt. Dabei zuvorkommender, üppiger Bordservice und kurze Wege am Boden in Friedrichshafen. Ein Investment in ein teures Ticket, das sich lohnt.
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