Luftfahrtexperte und BT-Autor Andreas Spaeth testet die Streckenverbindung Hamburg – Friedrichshafen mit British Airways operated by Sun Air Dornier 328JET Economy Class. Ein ungewöhnlicher Flug mit einem überraschenden Test-Ergebnis…
Text: Andreas Spaeth
Friedrichshafen als wichtiges Geschäftsreiseziel wurde lange von der ortsansässigen Regionallinie Intersky u. a. mit Hamburg und Düsseldorf verbunden. Nach deren Pleite 2015 stieg die belgische VLM ein, ging aber Mitte 2016 ebenfalls in die Insolvenz. Seitdem war die Strecke verwaist – erst im Januar 2019 nahm die dänische Sun Air die Route wieder auf, nachdem sie zuvor schon Friedrichshafen – Düsseldorf übernommen hatte.
Besonders daran ist gleich mehrerlei: Als erste Gesellschaft setzt Sun Air einen Jet ein, und einen sehr seltenen dazu, dessen Wurzeln auch noch in Friedrichshafen liegen. Der Dornier 328JET war der letzte rein deutsche Jet, produziert von 1996 bis 2002 in Oberpfaffenhofen, aber mit der DNA des traditionsreichen Hauses Dornier, das am Bodensee seine Heimat hatte. Weltweit existieren nur noch 32 der einstmals 110 gebauten 328 in der Jet-Version, des einzigen Verkehrsflugzeugs der Welt, das es auch noch mit Propeller-Antrieb gibt.
Sun Air aus Billund ist der einzige verbliebene europäische Betreiber der Jet-Variante und hat zwei Flugzeuge am Bodensee stationiert. Sie fliegt aber in den Farben und unter der Flugnummer von British Airways – was den Vorteil bietet, dass Passagiere Meilen der Oneworld-Allianz sammeln können. Die Flüge sind teuer für heutige Standards auf innerdeutschen Strecken, in einer solchen Marktnische vor allem für Geschäftsreisende ist man aber weit weg von Billigfliegern und hartem Konkurrenzkampf. Selbst Monate im Voraus gebucht und zur Nebensaison kosten manche Flüge bis zu 352 Euro – pro Strecke. Die Preise beginnen bei etwa 136 Euro one way. Pro Flug gibt es nur einen Preis, denn es wird nur eine Buchungsklasse geboten.
Über die Website ba.com checke ich am Vortag ein. Ich sehe etwas Bizarres, das mir niemand erklären kann: Auf einem innerdeutschen Flug, durchgeführt von einer dänischen Airline im Auftrag einer englischen Gesellschaft, werden Gebühren für die Reservierung eines Sitzes am Notausgang in dänischen Kronen erhoben. Und zwar in unglaublicher Höhe – 316 Kronen entsprechen etwa 42 Euro. Wer zahlt so viel für einen Sitz auf einem Ein-Stunden-Flug in einem Regionaljet? Ich jedenfalls nicht. Ohne BA-App lässt sich die Bordkarte nicht ins Wallet des Smartphones laden, aber ein Screenshot tut es auch.
Keine, da der Flug nur Economy Class anbietet, es sei denn, man hat einen hohen Vielfliegerstatus bei Oneworld/BA.
Am Gate werden Gepäckanhänger für das Handgepäck ausgeteilt, mit dem Bus geht es zum Flugzeug. Dort verstaut man größere Gepäckstücke auf dem Gepäckwagen und erhält sie beim Aussteigen nach Ankunft am Flugzeug wieder zurück. Sehr hübsch: der persönliche Touch, an der vorderen Kabinenwand hängt ein Schild mit den Namen der diensthabenden Crew. Seit „MeToo“, so heißt es, ist von der Flugbegleiterin allerdings nur der Vorname, Eva, gelistet, während ihre Cockpit-Kollegen mit vollem Namen genannt werden.