Vor dem Start wird Champagner (Heidsieck Brut Réserve) oder ein leckerer Beerensaft gereicht. Neun Minuten nach der Startzeit werden wir zurückgeschoben, bis zum Abheben liegen wir 33 Minuten hinter Plan, es gab Ungereimtheiten bei der Zählung der Passagiere. 45 Minuten nach dem Start werden Getränke gereicht. Ich entscheide mich für den exklusiven Signature Cocktail von der Bar des Pariser Hotels Lancaster – Rosmarinlikör, Pfirsichsaft, Limettensaft, dunkler Rum, aufgefüllt mit Champagner. Hammer!
Natürlich ist Air France bekannt für gutes Essen an Bord. Dieses Mal aber ist es eher enttäuschend. Da hilft auch der große Name des Sternekochs Guy Martin nur wenig. Der Appetizer (Rote-Bete-Mousse) ist winzig klein. Die Vorspeise, eine hauchdünne Scheibe Foie gras mit Zwiebelconfit (hier hat Air France klar den Rotstift angesetzt), ist solide, aber langweilig. Vier Hauptgerichte stehen zur Wahl – geschmortes Lamm mit Gemüsebeilage, Hühnchen-Confit, Shrimps mit Brokkoli und Kürbispüree oder Zucchini-Cannelloni auf Paprikasahne. Ich entscheide mich für das Lamm. Das Fleisch ist hervorragend, das Gemüse leider völlig zerkocht.
Auch die Käseauswahl und -präsentation unter Plastik vom Tablett ist unterdurchschnittlich. Nur das Dessertangebot entschädigt: Ein paar köstliche Törtchen stehen ebenso zur Wahl wie frische Früchte und die berühmten Mini-Sorbets von Air France.
Nach dem Essen nutze ich das an Bord gebotene WLAN. Das Netz lässt sich einfach bedienen und ist sehr schnell. Für alle Passagiere an Bord ist die Nutzung von Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Facebook Messenger gratis – eine sehr gute Entscheidung. Internetnutzung kostet ansonsten, auch in der Business Class, acht Euro pro Stunde oder 18 Euro für den ganzen Flug, ein Streaming-Zugang 30 Euro für den ganzen Flug.
Dann versuche ich, ein wenig zu schlafen. Dafür lassen sich an meinem Sitz nach Ausfahren des Bettes auf 1,97 Meter Liegefläche beide Armlehnen hochklappen, das schafft etwas mehr seitlichen Raum. Was bei der Lücke zwischen Sitzfläche und Lehne definitiv fehlt, ist eine polsternde Matratzenauflage. Die gibt es nach Auskunft von Air France ab 2020 dazu. Als Nordamerika näher rückt, wird noch ein Imbiss serviert: Kürbis Karotten-Flan und Ziegenkäse mit Birne auf Toast, eine große Schüssel mit weißem Naturquark und zwei Törtchen. Nicht wirklich beeindruckend.
Ganz anders als die bunte Stimmungsbeleuchtung in der Kabine. Als wir nach sieben Stunden und 36 Minuten in Toronto gelandet sind, zeigt der Purser, was die A350 von Air France bei Nacht alles kann.
Die Vielfalt der verschiedenen Business-Class-Produkte bei Air France ist für Kunden verwirrend. Die Franzosen haben aber in ihren neuen Kabinen mit Full-Flat-Sitzen einen gleichbleibend hohen Standard, und den hält auch die A350. Kleinere Verbesserungen wie die bisher fehlende Matratzenauflage können den Komfort noch erhöhen, und die A350 bietet ohnehin ein wesentlich besseres Flugerlebnis als ältere Jets. Hoffentlich setzt Air France auch kulinarisch bald wieder zu den erwarteten Höhenflügen an.
Flug: AF356
Flugzeugtyp: Airbus A350-900
Sitzkonfiguration: 1 – 2 – 1
Sitzabstand: 200 cm
Sitzbreite: 54,6 cm
Neigungswinkel Rückenlehne: 180 °
Kontakt: www.airfrance.de
Air France: Business Class auf Inlandsflügen
Joint Venture: ANA und Singapore Airlines fliegen gemeinsam