Zuletzt aktualisiert am 26. Oktober.
Der allerletzte Air-Berlin-Flug hat etwas, das die Airline lange nicht mehr erlebte: eine randvolle Kabine. Mit diversen Überraschungen in Berlin, München und Düsseldorf ist zu rechnen.
Im Flugplan ist es nur eine Zeile: AB 6210 soll am Freitag, den 27.10. 2017 um 21:35 Uhr in München abheben. Doch für Tausende Mitarbeiter und langjährige Stammkunden dürfte es ein besonders emotionaler Moment werden, wenn der Flieger um 22:45 Uhr in Berlin-Tegel aufsetzt. Denn dann ist es aus und vorbei mit Air Berlin und mit Schokoladenherzen. Deutschlands zweitgrößte Airline ist dann Geschichte.
Nachdem Air Berlin Ende vergangener Woche den Flug AB 6210 als letzten der Firmengeschichte bestätigt hat, waren selbst die teuersten Plätze im Handumdrehen verkauft. Dabei hat die insolvente Airline eigentlich keine besonderen Feierlichkeiten geplant.
Im Hauptquartier von Air Berlin werden jedenfalls keine besonderen Pläne für die Ankunft des letzten Flugs bestätigt. „Das ist ja auch nicht wirklich ein Grund zum Feiern“, sagte Firmensprecher Ralf Kunkel dem Berliner “Tagesspiegel”.
Vor dem Start in München um 21.35 Uhr soll der Flieger dagegen mit einer Wasserfontäne auf dem Rollfeld verabschiedet werden. So will es jedenfalls der „Münchner Merkur“ erfahren haben.
Auch die Berliner Flughafengesellschaft will den letzten roten Flieger nicht sang- und klanglos ausrollen lassen. „Wir als Flughafen wollen uns angemessen von der Airline verabschieden, mit deren Mitarbeitern und Passagieren wir über so viele Jahre gut zusammengearbeitet haben“, erklärte Flughafensprecher Daniel Tolksdorf. Was genau geplant ist, verrät er nicht.
Vielleicht wird ihm allerdings auch von anderen die Schau gestohlen: Um dem besonderen Ereignis Tribut zu zollen, haben sich nämlich zahlreiche Pilotinnen, Piloten, Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter anderer Fluggesellschaften bereits über einen Flashmob zusammengeschlossen, „um ein Zeichen zu setzen“. Sie wollen sich am Freitagabend zunächst am ehem. Flughafen Tempelhof treffen, so ist zu hören, um dann gemeinsam zum Flughafen Berlin-Tegel zu fahren und dort den allerletzten Air-Berlin-Flug in Empfang zu nehmen – in jeweils voller Uniform. Eine beeindruckende Geste.
In jedem Fall soll auch das Publikum eine Tribüne haben: Konkret soll die Tegeler Besucherterrasse, die normalerweise um 20 Uhr schließt, länger offen bleiben. So soll auch die Öffentlichkeit die Maschine begrüßen können. Vor allem die aktive Berliner Planespotter-Gemeinde wird wohl ziemlich komplett antreten.
Der Flug selbst dürfte dagegen ohne Besonderheiten enden. Eine improvisierte Ehrenrunde wie bei der letzten Air-Berlin-Langsgtreckenmaschine aus Miami nach Düsseldorf scheint unwahrscheinlich. Das aufsehenerregende Flugmanöver beschäftigt inzwischen das Luftfahrt-Bundesamt. Das Flugzeug war am Montag kurz über der Landebahn noch mal durchgestartet und erst nach einer kompletten Runde gelandet.
Am 28. Oktober wird Air Berlin die Flüge unter eigener Flugnummer einstellen. Ob die Flugzeuge reibungslos für die Käufer (Lufthansa und evtl. Easyjet) fliegen können, während die EU-Wettbewerbshüter den Verkauf prüfen, ist noch nicht sicher.
Air Berlin war 1978 gegründet worden und nach der Wiedervereinigung rasant gewachsen – auch durch die Übernahmen von Fluggesellschaften wie Deutsche BA, LTU, Niki und LG Walter. Zuletzt hielten nur noch Finanzspritzen vom Großaktionär Etihad die rotlackierten Flieger in der Luft. Bis Etihad am 15. August den Stecker zog.
Auch in Düsseldorf rechnet man am Freitag mit großem Andrang. Die Besucherterasse auf dem Hauptgebäude wird bis Mitternacht geöffnet. Allerdings warnt ein Sprecher bereits, dass die Kapazität dort begrenzt ist. „Wir möchten vermeiden, dass es zu langen Warteschlangen kommt und wir Menschen sogar abweisen müssten“, sagte er der „Rheinischen Post“.
Welches der allerletzte Air-Berlin-Flieger sein wird, der in Düsseldorf landet, ist noch unklar: Denn zwei Flüge mit dem Flug-Kürzel „AB“ haben die Ankunftszeit 22.45 Uhr: je einer aus Rom und aus Mailand. Der Airport hat bereits beschlossen: Beide werden von der Flughafen-Feuerwehr nach der Landung mit Wasser-Fontänen empfangen.
(hwr)