Letzte Aktualisierung: 11.10.2017, 10:00
Der Flugbetrieb könnte sogar noch deutlich früher eingestellt werden.
Der Betriebsrat argwöhnte es bereits in der vergangenen Woche, nun hat es auch die Geschäftsführung von Air Berlin bestätigt: Ein “eigenwirtschaftlicher Flugverkehr (ist) nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens am 28. Oktober nicht mehr möglich”, schrieb die Unternehmensleitung am Montag (9.10.2017) ihren Mitarbeitern.
Weil die insolvente Airline ab dem 28.Oktober damit bestätigt, auch alle innerdeutschen und europäischen Flüge einzustellen, werden die auf diese Maschinen gebuchten Hin- und Rückflüge verfallen. Betroffen sind nach Branchen-Einschätzungen weitere 100.000 Passagiere, die vor dem 15. August 2017 beispielsweise Tickets nach München, Berlin oder Rom gebucht hatten. Der Generalanzeiger in Bonn meldet, dass ihm Air Berlin dies auf Anfrage bestätigt habe.
Die neuen Stornierungen kommen zu den rund 100.000 Langstreckentickets hinzu, die bereits wertlos wurden, weil Air Berlin am 15. Oktober den letzten Flug auf der Fernstrecke aufnimmt.
Nur die rund 10.000 nach dem 15. August gebuchten Tickets werden wohl komplett erstattet, weil Air Berlin mit dem Versprechen von vollen Rückzahlungen für Buchungen nach dem 15. August einen Einbruch der Reservierungen verhindern wollte.
Weiter geführt werden sollen dagegen vorerst die nicht insolventen Töchter NIKI und LG Walter sowie die 38 Maschinen, die bereits für Eurowings und Austrian Airlines im Einsatz sind.
Wie es mit den anderen Flügen und Flugzeugen weiter geht, sollen erst die neuen Eigentümer entscheiden. Dazu müssen allerdings die Verkaufsverhandlungen abgeschlossen sein, die augenblicklich exklusiv mit Lufthansa und Easyjet geführt werden. Das haben sich Vorstandschef Thomas Winkelmann und der Generalbevollmächtigte im Insolvenzverfahren, Frank Kebekus, bis übermorgen, Donnerstag, vorgenommen.
Falls bis Donnerstag (12.10.2017) keine Einigung gelingt, sollen auch wieder andere Interessenten berücksichtigt werden, geht aus dem erwähnten Brief der Unternehmensleitung an die Mitarbeiter hervor.
Für Mitarbeiter, die nicht gleich übernommen werden, soll es einen Sozialplan geben. Darüber wird offenbar bereits mit der Gewerkschaft Verdi verhandelt. Verdi will eine Transfergesellschaft, bislang gibt es dafür aber wohl keine Geldgeber.
Insgesamt hat Air Berlin noch rund 8000 Mitarbeiter. Für die Betroffenen veranstaltet das Unternehmen aktuell in Berlin am Firmensitz Jobbörsen. Dabei präsentieren sich unter anderem Eurowings, BASF, Deutsche Bahn und Bundesagentur für Arbeit als mögliche neue Arbeitgeber.
Branchenkenner gehen davon aus, dass Air Berlin den Flugbetrieb schon deutlich früher als Ende Oktober einstellt. Der Branchendienst Gloobi meldet, Lufthansa habe sich mit den Leasinggebern bereits auf den Kauf eines großen Teils der Flotte abzüglich der Langstreckenmaschinen geeinigt.
(hwr)