Wie in der Mode unterliegt die Gestaltung von Hotels einem ständigen Wechsel von Lebensstilen, Generationen und vielen anderen Faktoren wie Digitalisierung und Umwelt. Folgende Trends bestimmen die nahe Zukunft.
Die Welt ist ungerecht. Gut aussehende Menschen werden erwiesenermaßen besser beurteilt und verdienen mehr. So ergeht es auch Hotels. Neben der Lage ist es vor allem der Look, der die Gäste in die Zimmer zieht.
Schon heute suchen Gäste in manchem Hotel vergeblich nach einem Empfangstresen mit menschlicher Betreuung. Und das nicht nur in Budgethotels, wo sowieso mit Codes, Karten und Apps selbst eincheckt wird, sondern auch in kostspieligeren Häusern, die gerne den Zusatz „Boutique“ vor den Begriff „Hotel“ stellen. Im Zuge des personalisierten Services soll keine Barriere mehr zwischen Gast und Rezeptionist bestehen. Stattdessen sitzt man sich bei einem Getränk in der Lobby gegenüber und erledigt dank Digitalisierung und iPad die Formalitäten bei einem netten Plausch en passant.
„Sehen und gesehen werden“ ist noch immer eine wichtige Funktion des Foyers. Aber inzwischen erfüllt die Hotellobby nicht nur ihren Zweck als Treffpunkt, wo sich alle Wege kreuzen. Neben Ein- und Auschecken und Warten wird hier mittlerweile zugleich gegessen, gechillt und gearbeitet wie in einem großen Wohnzimmer. Folglich bieten moderne Lobbys nicht einfach Sitzgelegenheiten für erschöpfte Gäste, sondern einladende Sofalandschaften und legere Essbereiche. Immer öfter ermöglichen Zonen mit langen Tischen und entsprechender technischer Ausrüstung – kurzum: Co-Working-Bereiche – mobiles Arbeiten und geschäftliche Termine. Zugleich bleiben Foyers unverändert die erste Visitenkarte eines Hotels. Das heißt wenn der Look der Lobby instagramtauglich ist oder die öffentlich zugänglichen Zonen sich gar als Kunstgalerie mit wechselnden Exponaten profilieren, kann das den Anziehungsfaktor eines Hotels erheblich steigern.
Die großen Bettenketten konfektionierten ihre Häuser lange nach festgelegten Einrichtungsstandards. Früher wurde Luxus beispielsweise mit dicken Plüschteppichen, viel blankpoliertem Messing und Marmorböden assoziiert. Nicht mehr so heute, wo sich viele Gäste, vorzugsweise die design- und ökobewussten Generationen Y und Z, fragen, warum nicht lokale Designer lokal vorhandene Materialien einsetzen, um einer Herberge nachhaltig ihren unverwechselbaren Look zu verleihen. Selbst große Hotelkonzerne betreiben inzwischen Marken, die sich regional anpassen.
Wenn hier von Ausmisten die Rede ist, dann bedeutet das nicht freudlos leere Gästezimmer im Zuge des inzwischen nicht ganz so beliebten Minimalismus. Vielmehr heißt es, dass moderne Hotelzimmer inzwischen kleine Wunder der optischen Raumvergrößerung sind. Weniger staubsammelnde Objekte und Kleinmöbel stehen im Weg und alles ist aus einem Guss. Unterschiedliche Textilien und Farbkonzepte kommen zum Einsatz. Derzeit out: Neonfarben und Mustertapeten.
Herbergen an grandiosen Standorten, besonders an dramatisch abfallenden Küsten oder Felsvorsprüngen, auf jeden Fall jedoch immer mit Traumaussicht, haben die einmalige Chance, durch geschickte Architektur die Natur noch mehr in Szene zu setzen. Idealerweise verschmelzen innen und außen. Dabei kann es sich um klassisch gebaute Häuser mit viel Glas genauso handeln wie um die derzeit viel gehypten Baumhäuser. Aber auch jede Art von anderer Behausung – luxuriöse Zelte in der Savanne oder Eishotels und Iglus im hohen Norden – haben das Potenzial, einmalige Übernachtungserlebnisse zu bescheren.
Hotelkonzerne wie Accor und Marriott experimentieren ständig mit neuen Zimmerkonzepten. Eines davon besteht darin, Gästen auf dem Zimmer die Möglichkeit zu bieten, sich fitzuhalten. Vom Indoor-Bike über eine Sprossenwand bis zum Expander ist alles möglich und kann – wenn nicht schon vorhanden – geordert werden. Derzeit drängt Wellness in den Fokus. Yoga zum Beispiel wird nicht mehr analog als Klasse im hoteleigenen Fitnessraum angeboten, sondern als Stream im Zimmer. Dazu gibt es auf die Bedürfnisse des Gastes abgestimmte Speisepläne. Ebenfalls wichtig: Raumbeleuchtung spielt eine immer größere Rolle, um das Wohlbefinden zu steigern.
Dank Digitalisierung ist jede Herberge in der Lage, ihren Service ohne großen Aufwand zu personalisieren. Dieser Gast ist allergisch gegen Daunen, jener besteht auf einem Vier-Minuten-Ei – die Datenbank kann es allen mitteilen, die es wissen müssen. In Zeiten der Cyber-Anonymität schätzen es Gäste, wenn sie er- und gekannt werden. Hi-Tech erleichtert also das Hotelierleben in vielerlei Hinsicht. Während die neuen Technikmöglichkeiten unendlich sind, ist ihr Einsatz zweischneidig. Der Grat ist schmal. Nicht jeder möchte sich schließlich mit einem von Künstlicher Intelligenz gesteuerten Chatbot unterhalten oder das Essen von einem Roboter aufs Zimmer gebracht bekommen. Guter Service wird immer noch von Menschen geleistet, Technik kann sie dabei nur unterstützen.
(thy)
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