Wie Pilze schießen derzeit hippe Herbergen aus dem Boden, die traditionelle Tagungskonzepte auf den Kopf stellen. Ihre Zielgruppe sind die Millennials und alle, die vom klassischen Hotelangebot weg wollen.
Text: Sylvie Konzack
Der Anzugträger im Nhow Marseille at Palm Beach tauscht mit den Gästen schelmische Blicke aus. Sie flanieren an ihm durch einen Catwalk-artigen Tunnel in Richtung Mittelmeerterrasse vorbei. Der Endzwanziger sitzt dabei auf einem orange-gelb-karierten Designer-Sessel, der mit einer Art Locke über seinem Kopf endet. Er grinst, weil er sich offensichtlich seines amüsanten Anblicks bewusst ist, während er nebenbei auf seinem Laptop herumtippt – so, als würde er gerade eine richtig gute Idee verewigen. Möglich, dass er später in Jeans und Sneakers mit seinen Teamkollegen für ein Brainstorming zurückkehrt. Vielleicht findet morgen ein Strategie-Meeting nebenan, in der quietschgelben, rundum gläsernen Cactus Bar statt. Oder sie schauen sich einen inspirierenden Film im lauschigen „Auditorium“ auf richtigen Kino-Sesseln an.
Das Hotel beginnt oben an der Küstenstraße und zieht sich über mehrere Stockwerke tiefer bis ans Meer. Kaum vorstellbar, dass am gleichen Ort vor etwas mehr als einem Jahr dieses solide französische Markenhotel noch das Tagen alter Schule zelebrierte. Seit Sommer dieses Jahres strahlt das rundum renovierte Haus viel Fröhlichkeit und Farbe aus, verwandelt für Geschäfts- und Tagungsreisende, die es ausgefallen mögen, oder für trendige Marseilleser, die das Hotel zu ihrem neuen In-Treff auserkoren haben.
Nhow hat als Designmarke der spanischen NH Hotels schon vor Jahren damit angefangen, die Themen Meeting und Tagen anders zu inszenieren. Alle Nhow Hotels verfügen etwa über eine zuverlässig ausgefallene Nhow-Suite, die für Meetings oder kleinere Veranstaltungen genutzt werden kann. In Marseille ist es eine Penthouse Suite, die das Street-Art-Thema aufnimmt und über eine eigene Hausbar verfügt. In Rotterdam schlägt für Meetings auch das „Loft“ im coolen Industrie-Schick und unverbautem Blick aufs Wasser aus der Art.
Und das Nhow Berlin, das sich kompromisslos dem Thema Musik verschrieben hat, wartet nicht nur mit einer Open-Stage samt jeder Menge pinker Lümmelbereiche in der Lobby auf, sondern auch mit einer 280 Quadratmeter großen Gallery. Sie verteilt sich auf zwei Ebenen samt Sichtbeton und Kunst an den Wänden, einem blütendweißen Klavier und einer großen Spree-Terrasse. 2010, als das Hotel eröffnete, war die Gallery gar nicht für Meetings und Tagungen geplant. Aber die Gäste haben danach gefragt, weil sie sich eine kreative Tagungsraum-freie Atmosphäre gewünscht haben. Und sie haben sie bekommen!