Auch an Chinas zweitgrößtem Flughafen Shanghai-Pudong tut sich derzeit Großes, denn der erst vor 20 Jahren eröffnete Flughafen primär für den internationalen Flugverkehr platzt aus allen Nähten. Zusammen mit dem vor allem im Inlandsverkehr aktiven Hongqiao Airport verzeichneten die beiden Shanghaier Flughäfen 2018 zusammen bereits 117 Millionen Passagiere, womit Shanghai auf Rang fünf weltweit lag. Jetzt schafft ein ebenfalls Ende September eröffnetes Satellitenterminal neue Kapazitäten, und es wäre nicht China, wenn es mit 620.000 Quadratmetern Fläche nicht gleich das größte Satellitenterminal der Welt wäre.
Es ist sogar größer als das gesamte Terminal 2 in Pudong, das „nur“ 485.000 Quadratmeter misst. Wo Satellitenterminals anderswo oft erkennbare Notlösungen zur Flughafenerweiterung sind, zeigt Pudong die große architektonische Geste – das hohe geschwungene Dach kommt im Inneren ohne eine einzige Stütze aus und wirkt mit seinen riesigen Glasfronten sehr transparent. Genau wie der gesamte Flughafenbetrieb ist auch der Satellit zweitgeteilt – Passagiere von China Eastern, Shanghai Airlines und anderen Skyteam-Mitgliedern checken weiterhin im Terminal 1 ein und werden mit einem dreiminütigen Transfer per unterirdischem Zug in das zugehörige Satellitenterminal S1 gebracht.
Wer mit China Southern sowie Air China und anderen Gesellschaften der Star Alliance fliegt (darunter Lufthansa und ihre Töchter Austrian und Swiss), erledigt die Formalitäten in Terminal 2 und fliegt unter anderem vom Satellitenterminal S2 ab. Nachdem Pudong 2018 als neuntgrößter Flughafen der Welt bereits 74 Millionen Passagiere abfertigte und damit die Kapazitätsgrenze erreicht hat, schafft der Satellit mit nochmals sechs Millionen Fluggästen jährlich dringend benötigte Kapazitäten.
Und das gilt für ganz China, denn das Land erlebt ein beispielloses Wachstum im Luftverkehr. Die Zahlen sind einschüchternd – getrieben vom immer größeren Mittelstand im Reich der Mitte und damit immer größerem Bedarf an Flugreisen: Nach 552 Millionen in China abgefertigten Passagieren in 2018 erwartet die Branche schon im kommenden Jahr 720 Millionen Fluggäste. Bis 2035 wird China die USA als größten Luftverkehrsmarkt der Welt überrundet haben, dann wird etwa ein Viertel aller Flüge weltweit auf die Volksrepublik entfallen. Entsprechend gigantisch ist der nötige Zuwachs an Infrastruktur: Hatte China zuletzt 234 Verkehrsflughäfen, wird sich die Zahl bis 2035 auf 450 fast verdoppeln.
Vor allem in der Region Peking-Tianjin-Hebei, der Region des Jangtse-Flussdeltas, dem Gebiet um Guangdong-Hongkong-Macau sowie um die Städte Chongqing und Chengdu sollen schwerpunktmäßig neue Flughäfen entstehen. China hat rund hundert Millionenstädte, von denen viele bisher nur rudimentär an den Luftverkehr angebunden und vor allem untereinander kaum verbunden sind – viel Wachstumspotenzial liegt also außerhalb der heutigen Mega-Hubs. Und bereits jetzt bieten sich Märkte wie Zhangjiajie in der nordwestchinesischen Provinz Hunan an, eine landschaftlich reizvolle Anderthalb-Millionen-Stadt, die allerdings bisher nur schwierig mit internationalen Airlines erreichbar ist.