Es ist ja eigentlich logisch: Weil man im Ausland die Sprache nicht oder nicht so gut beherrscht, behilft man sich mit Handzeichen. Doch wer auf in Deutschland gewohnte Gesten vertraut, kann in der Ferne böse Überraschungen erleben. Ein freundlich gemeinter Gruss kommt als Beschimpfung an. Und obwohl man „Perfekt!“ sagen will, versteht der andere nur „Arschloch“. Wir zeigen, welche Handzeichen international unterschiedlich interpretiert werden können.
Die Japaner und Chinesen lieben dieses Handzeichen als kokette Geste beim Fotografieren. In Deutschland zeigen es die Sieger und deuten damit „Victory“ oder auch „Frieden. In Großbritannien, Australien und Neuseeland übrigens auch, allerdings nur, wenn die Handfläche zum Zuschauer gedreht ist. Aber Vorsicht …
Dreht man die Hand vom Zuschauer weg, erhält das Zeichen in Großbritannien, Australien und Neuseeland eine ganz andere Bedeutung, nämlich: „Fuck you“. Und in Südamerika steht das Handzeichen für Geschlechtsverkehr, wenn man das „V“ so vor das Gesicht hält, dass die Nase zwischen den Fingern steckt.
Was in Deutschland soviel bedeutet wie „Gleich setzt’s was!“, wird in Arabien mit „Wie wär’s mit Sex?“ aufgefasst. In Westafrika und Japan bedeutet dieses Handzeichen lediglich „Einverstanden! So machen wir es“.
In Deutschland sieht man dieses Handzeichen häufig in der Heavy-Metal-Szene, in Italien und Spanien wiederum warnt man damit den gehörnten Ehemann mit „Deine Frau betrügt dich!“. Und in Argentinien deutet man damit Schutz vor Unheil an.
In Deutschland, in der Türkei und im gesamten arabischen Raum ist dieses Handzeichen eine Drohgebärde à la „Ich mache dich einen Kopf kürzer“. In Polen, Russland und der Ukraine steht es für „sturzbetrunken“. In der Tauchersprache beudeutet es „Ich habe keine Luft mehr“ und im technischen Sinne: „Motor ausstellen!“.
In Deutschland, den USA und Westafrika fragt man mit diesem Handzeichen: „Lass uns telefonieren“, in Italien „Komm, lass uns einen trinken gehen!“. In Hawaii ist es einfach ein Gruß unter Surfern.
Blütengeste
Lieblings-Geste der Italiener, die damit signalisieren „Was willst du?!“, in Ägypten meint sie „Einen Moment bitte“, in Rumänien und der Türkei bedeutet sie „gute Qualität“.
(Alle Bilder: Françoise Hauser)
Augen auf beim Bierkauf: Auf dem chinesischen Markt werden Preisverhandlungen zuweilen mit Gesten untertitelt. Für Zahlen gibt es ein ganzes Set an Handzeichen, die zwar mit dem Siegeszug des Taschenrechners immer seltener verwendet werden, die aber dennoch jeder Chinese kennt.
Besonders die Geste der Zahl Acht hat es für den Europäer und Amerikaner in sich: Wer nach europäischer Art mit Daumen und Zeigefinger zwei Bier bestellt, bekommt in China gleich acht davon.
Unser Buch-Tipp:
Wer die Suppe schlürft, beweist in Deutschland mangelnde Kinderstube – und in Japan perfekte Tischmanieren. Der Handkuss gilt in Österreich als charmant, in Saudi-Arabien ist er jedoch ein Garant für den Rausschmiss. Und wer weiß bei uns schon, dass man in China Geschenke niemals im Beisein des Schenkenden auspacken darf? Françoise Hauser versammelt Fettnäpfchen aus aller Welt und zeigt auch, wie sie sich umgehen lassen.
Françoise Hauser, „In 80 Fettnäpfchen um die Welt. Der Knigge für Weitgereiste“, Malik National Geographic, ISBN: 978-3-492-40598-0, Preis: 12,99 Euro