Lounge-Zutritt war mal ein Privileg. Bonusprogramme haben diese bevorzugte Behandlung verwässert. Erste Airlines besinnen sich nun wieder auf ihre ursprüngliche Lounge-Klientel.
Vor 1992 waren die meisten Fluggesellschaften noch in staatlicher Hand und der Himmel streng reguliert. Fliegen war teuer und Phänomene wie Billigflieger weit weg. Doch die Liberalisierung bescherte den Airlines Konkurrenzdruck und den Kampf um Marktanteile.
Man schaute auf den US-Markt, was der so machte. Und der zog sich eine treue Kundschaft mit Meilenprogrammen heran. Wer viel mit derselben Airline flog wurde mit Freiflügen sowie Privilegien belohnt und zum Vielflieger erklärt. Ab sofort hatten nicht nur First- und Business-Class-Kunden exklusiven Zugang zu feineren Wartehallen, sondern jeder konnte sich einen Status erfliegen und erhielt ab einem bestimmten Status Zugang zu den Lounges.
Damit begann die Demokratisierung in einem Geschäft, das sich oft nur durch Service, Status und Preis unterscheidet. Das Resultat ist gut zu beobachten an den Airline-Lounges. Mittlerweile gibt es Wartesäle mit Snacks und USB-Anschlüssen für fast jeden. Ja, man kann sogar noch Begleitpersonen mitbringen – je nach Vielfliegerstatus gratis oder gegen Gebühr. Und wer keine Treuekarte in der Brieftasche stecken hat, kann sich wenigstens zeitweise Lounge-Stunden erkaufen. Dafür gibt es inzwischen unabhängige Lounge-Betreiber an den Airports.
Doch bei den führenden Airlines zeichnet sich derzeit eine Rückbesinnung zur fein ausgestatteten Wartehalle mit Restaurant, Bar, großzügigen Duschräumen, Ruheecken etc. ab. Es handelt sich um stylishe Rückzugsorte am Airport, die ausschließlich Fluggästen mit dem entsprechenden Business- oder First-Class-Ticket vorbehalten sind.
„Restricted access concept“ nennen amerikanische Marketingexperten diese Vorgehensweise, die automatisch wieder die Gruppe der Lounge-Berechtigten begrenzt und somit wieder privilegierter macht. So hat Delta Air Lines vor Kurzem gemeldet, dass im nächsten Jahr Delta One Clubs in New York (JFK) und Los Angeles eröffnet werden, die nur für Reisende gedacht sind, die Delta One Business Class gebucht haben sowie alle Business- und First-Class-Gäste der Flugallianz Skyteam.
Noch interessanter ist jedoch, wer keinen Zutritt zu diesen Delta-Wartesälen erhält: „In diese Lounges kommt kein Vielflieger mit höchstem Status-Level (z. B. Medallion Diamond), der aber nur in Delta Premium und/oder der in der Main-Cabin-Klasse fliegt“, zitiert der Executive Traveller einen Sprecher der Airline.
Schon seit 2016 dürfen bei United Airlines Kunden nur in die Polaris Lounges – etwa in Chicago, wenn sie auch die entsprechende Polaris Business Class Cabins gebucht haben. Von der Star Alliance werden nur Business- und First-Class-Gäste akzeptiert, allerdings nur beim Abflug.
Noch strenger verfährt Air Canada mit den Signatur Suite Lounges in Toronto und Vancouver. Akzeptiert werden keine Business-Class-Tickets, die mit Bonuspunkten bezahlt wurden – zumindest nicht, wenn die Meilen nicht mit teuren Business- bzw. First-Class-Tickets erworben wurden. Logisch, dass in der Folge auch allen Passagieren, die durch Upgrade-Punkte in die Business Class gelangt sind, die Pforten der Signature Suite Lounge verschlossen bleiben.
Ein etwas anderes Konzept verfolgt American Airlines. So stehen die Flagship Lounges den meisten Vielfliegern sowie Business- und First-Class-Kunden offen. Allerdings haben nur die Gäste der Ersten Klasse zum Flagship Dining Room mit entsprechendem Service, Menüs und Cocktails.
Doch nicht nur die US-Airlines besinnen sich wieder auf jene Klientel, die ihnen viel Geld einfliegt. Auch Richtung Asien genießt Business-Class-Kundschaft wieder exklusive Zugänge zu Lounges. So hat im Frühling dieses Jahres Singapore Airlines am Terminal 3 des Changi Airports eine „Business-Class-only-Zone“ wiedereröffnet. Eine Ausnahme in der SilverKris Business Lounge wird nur für PPS Clubmitglieder gemacht, die ihren Status ausschließlich mit Singapore Airlines in der Business und First verdient haben.
Schon länger lässt Qatar Airways Reisende in der Business- und First Class komfortabler warten. Die Al Mourjan Business Lounge in Doha sowie die Premium Lounges in London, Paris, Singapur und Bangkok sind für sie reserviert. Die Zutrittspolitik schließt Vielflieger der Oneworld-Allianz aus. Die Tür der Lounge bleibt auch für alle Gäste, die zum Business Lite Tarif fliegen geschlossen.
Wer dennoch lieber in der Al Mourjan Business Lounge warten will, der hat die Möglichkeit, sich für rund 100 US-Dollar den Zugang zu erkaufen. In so einem Fall darf jeder Qatar-Fluggast – egal welche Ticketklasse er gebucht hat – ein bisschen exklusiver auf seinen Flug warten.
(thy)
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