Der französische Bahnbetreiber Midnight Trains muss seinen Plan aufgeben, Europa von Paris aus auf Schienen zu verbinden und kritisiert das bestehende Bahnsystem.
Wer wagt, gewinnt nicht immer: Am Ende haben sich nicht genügend Investoren gefunden, die glaubten, mit Nachtzügen sei Geld zu verdienen. Wie Businesstravelnewseurope.com berichtet, muss Midnight Trains, das mit einem ehrgeizigen Konzept dieses Bahnsegment aufmischen wollte, nun aufgeben.
Midnight Trains war erst 2020 gegründet worden und wollte als „Hotel auf Rädern“ mit privaten Schlafzimmern mit Bad sowie einer Bar und einem Restaurant an Bord punkten. Im Gegensatz zum Orient Express ging es jedoch nicht um Nostalgie und Tourismus, sondern um einen regelmäßigen Fahrplan und moderne Waggons. Die erste Strecke sollte ab 2024 Paris-Mailand-Venedig sein.
Midnight Trains wollte Städte im Umkreis von 800 bis 1500 Kilometern von Paris aus verbinden und mit dem Flugzeug auf diesen Kurz- und Mittelstrecken konkurrieren. Ziele wie Rom, Barcelona, Madrid, Berlin und Kopenhagen standen auf der Wunschliste. Das Start-up war eines von zehn grenzüberschreitenden Pilotprojekten im Schienenverkehr, die von der Europäischen Kommission unterstützt wurden.
Adrien Aumont, Mitbegründer von Midnight Trains, übte angesichts der Geschäftsaufgabe auch Kritik an Europas Bahnsystem. So seien die Maßnahmen zur Öffnung des europäischen Schienennetzes nicht dazu gedacht, neuen Marktteilnehmern in diesem Sektor zu helfen, sondern staatliche Bahnbetreiber zu begünstigen. „Die Kanäle sind offen, aber in Wirklichkeit hat sich der Schienenmarkt hauptsächlich für sich selbst geöffnet.“
(thy)
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