Air Berlin gibt es nicht mehr, aber die Geduld der Passagiere wird trotzdem auf eine größere Probe denn je gestellt.
Von Januar bis März 2018 gab es an deutschen Flughäfen jeden Tag mehr als 77 sogenannte Problemflüge – noch einmal vier mehr als im sowieso schon chaotischen Vorjahreszeitraum. Das hat das Fluggastrechteportal EU-Claim ermittelt. Unter Problemflügen fasst es Flüge zusammen, für die Passagiere Ausgleichszahlungen erhalten können.
Diese Informationen sind für Ausgleichsportale zentral; denn ihr Geschäftsmodell ist es ja gerade, Reisenden auf ihrer Webseite sofort darüber Auskunft geben zu können, ob ein missratener Flug zu Ausgleichsansprüchen berechtigt (und dann auch sofort diese Ansprüche zu übernehmen). Passagiere, die mit mehr als drei Stunden Verspätung an ihrem Zielflughafen ankommen oder deren Flug annulliert wird, haben Anspruch auf eine Ausgleichszahlung (EuGH C 402/07).
In diesem Sinn war das erste Quartal 2018 ein lukratives: Laut EU-Claim wurden von Januar bis März 2018 insgesamt 5623 Flüge gestrichen. Zusätzlich landeten 1350 Maschinen mehr als drei Stunden verspätet am Ziel. Im vergleichbaren Vergleichszeitraum waren es 239 annullierte Flüge und 158 verspätete Flüge weniger gewesen. Das entspricht einem Zuwachs von vier Prozent bei den Annullierungen und sogar fast 15 Prozent bei Verspätungen.
Die Zahl der Problemfälle steigt deutlich an; die Hauptgründe dafür waren aber diesmal andere. Wichtigste Anlässe für den Anstieg der Chaosflüge waren im ersten Quartal dieses Jahres Streiks, vor allem in Frankreich und bei Austrian Airlines, sowie im März auch der unerwartet viele Schnee.
Am schlimmsten traf es Passagiere am 1. März: Insgesamt blieben bundesweit 368 Flieger wegen anhaltender Schneefälle und starken Windes am Boden. Besonders betroffen waren Flüge von und nach Großbritannien.
Auch im (natürlich noch nicht ausgewerteten) zweite Quartal ging es bislang munter weiter. Die Warnstreiks des Bodenpersonals an deutschen Flughäfen führten auch im April zu Chaostagen.
Verspätungsspitzenreiter im ersten Quartal war übrigens kein Condor-Flug, sondern der Flug der Azur Air UR 8626 vom 27. Januar 2018. Der Flieger aus Varadero in Kuba kam aufgrund eines technischen Defekts erst mit 37 Stunden Verspätung in Düsseldorf an.
(hwr)