Eurowings steht vor turbulenten Zeiten, weil zunächst die 30 Air-Berlin-Flugzeuge fehlen. Die Lufthansa-Lowcost-Tochter wird die alten Air-Berlin-Flugscheine nicht anerkennen, kündigt aber Sonderpreise für Geschädigte an.
Aus dem Leichenschmaus um Air Berlin ist Lufthansa als Siegerin hervorgegangen. Doch zunächst steht ihre Tochter Eurowings vor einer “turbulenten Integrationsphase”. Darauf stimmt der neue Eurowings-Chef Thorsten Dirks die Passagiere ein.
Dirks Problem: Mittelfristig bekommt er zwar 51 Flugzeuge mehr aus dem Air-Berlin-Nachlass. Kurzfristig fehlen ihm aber 30 Maschinen – nämlich die, die Air Berlin bislang im Lufthansa-Auftrag betrieben hat. Denn zunächst stellt Air Berlin am 27. Oktober (Freitag kommender Woche) den Betrieb ein – einschließlich der 30 für Lufthansa geflogenen Flugzeuge.
Das stellt Eurowings vor erhebliche Probleme. „Der Winter wird strubbelig“, bekannte der neue Eurowings-Chef Thorsten Dirks. Er geht davon aus, dass es “nur mit großen Mühen” gelingen wird, den eigenen Winterflugplan wie geplant abzufliegen.
Mit dem angekündigten Ende des Air-Berlin-Flugbetriebs Ende kommender Woche beginnt eine turbulente Zeit bei Eurowings. 30 von 160 Flugzeugen fallen erstmal weg. Dann muss die Zeit überbrückt werden, bis die wettbewerbsrechtliche Freigabe für die Übernahme von insgesamt 81 ehemaligen Air Berlin-Flugzeugen samt Tochtergesellschaften LGW (Luftfahrtgesellschaft Walter) und Niki da ist.
Die EU-Kommission prüft, ob das Geschäft wettbewerbsrechtlich okay ist, dafür hat sie 25 Arbeitstage Zeit. Bei Bedenken kann sie vertieft prüfen, mit weiteren 90 Tagen. So lang liegt das Geschäft aus Eis.
Dirks erwartet in der Praxis die Genehmigung gegen Ende des Jahres. Und das bedeutet. Im November und Dezember werden muss Eurowings mit 30 Flugzeugen weniger auskommen.
Die kleinen LGW-Maschinen sind nicht in Insolvenz gegangen und sollen helfen, die Löcher zu stopfen. Daneben sucht Eurowings aktuell händeringend freies Fluggerät fremder Airlines, das kurzfristig angemietet werden kann. „Es wird zahlreiche Flugzeuge mit unterschiedlichsten Bemalungen geben,“ warnt der neue Eurowings-Chef schon mal. „Und es wird nicht alles glatt laufen.“
Das gilt auch für die Passagiere, die bereits Air Berlin-Tickets haben. Thorsten Dirks sieht Eurowings nicht im Obligo. „Dafür ist Air Berlin verantwortlich,“ erklärte der Airline-Chef vor Journalisten in Düsseldorf.
Der Eurowings-Chef kündigte immerhin an, Kunden mit einem alten Air-Berlin-Ticket für die nächsten Wochen Sonderpreise auf den betreffenden Strecken anzubieten. Das könne aber nur im Einzelfall und nicht überall gelingen. Denn bereits jetzt seien viele Flüge sehr stark ausgelastet.
Die neue Holperstrecke kommt für Eurowings zur Unzeit. Schon ohne die fehlenden Air-Berlin-Flugzeuge hat Eurowings-Chef Dirks eine Herkules-Aufgabe zu erledigen. Schließlich muss er gleichzeitig die Kartellwächter überzeugen, 80 Flugzeuge in die Flotte eingliedern, 3000 Mitarbeiter einstellen und die diversen unterschiedlichen Kulturen bei den Flottenteilen zu einer Einheit formen. Denn noch vor kurzer Zeit flogen die Teile der heutigen Eurowings noch als Lufthansa-Stiefkind Germanwings, als deutsch-türkische Sun Express, als österreichische Eurowings Europe oder oder eben als geleaste Air Berlin durch die Lüfte.
(hwr)