Flugverspätungen haben im ersten Halbjahr 2017 deutlich zugenommen. Laut Fluggastrechte-Portal EU Claim fielen bis Ende Juni 9.861 Flüge von und nach Deutschland aus. Mit einer Verspätung von über drei Stunden landeten weitere 2.602 Maschinen. Das sind zusammen rund 69 Problemflüge am Tag.
„Die Hauptursachen für Flugausfälle und -verspätungen in diesem Jahr waren die Probleme von Air Berlin und der Streik an den Berliner Flughäfen im März“, sagt Stefanie Winiarz, Deutschland-Chefin von EU Claim.
Den Rekord für die bislang längste Verspätung des Jahres hält die Airline Condor. Flug DE 1478 von Frankfurt am Main nach Teneriffa landete Anfang Juli erst mit einer Verspätung von mehr als 44 Stunden. Schuld daran war laut Condor ein Vogelschlag. Nicht viel besser erging es den Passagieren des Eurowings-Flugs EW 176 von Köln nach Mauritius. Anfang Februar erreichten sie mit mehr als 33 Stunden Verspätung ihr Reiseziel.
EU Claim ist eins von einem halben Dutzend Fluggastrechteportalen, die Verbraucher gegen Provision zu Ausgleichszahlungen Flugausfall und Verspätung verhelfen. Laut EU-Recht erhalten Passagiere ab einer Verspätung von drei Stunden eine Entschädigung von 250 bis 600 Euro, wenn die Airline für die Verzögerung verantwortlich ist. Die allerwenigsten Beschwerden werden von den Airlines jedoch ohne anwaltliche Hilfe akzeptiert. Firmen wie EU Claim, Fairplane, flightright und flug-verspaetet.de übernehmen solche Fälle und erstreiten dem Verbraucher gegen Provision sein Recht.
Das Geld steht übrigens stets dem Reisenden zu und bei Dienstreisen nicht dem Arbeitgeber.
Eine wenig beachtete Alternative zu den Fluggastrechteportalen ist die offizielle Schlichtungsstelle für öffentlichen Verkehr (SÖP). auch sie registriert immer mehr Reisebeschwerden. Rund 6900 unzufriedene Reisende wandten sich im ersten Halbjahr an die Einrichtung. Das sind 1470 Fälle oder 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, aber immer noch weniger als ein Reisender pro betroffenem Flug.
An der Schlichtungsstelle beteiligen sich aktuell 46 Fluggesellschaften, fünf mehr als vor einem Jahr, darunter alle deutschen Airlines. Nach Aussagen der Schlichtungsstelle wird ihre Schlichtungsempfehlung in rund 80 Prozent der Fälle sowohl vom Reisenden als auch vom betroffenen Verkehrsunternehmen anerkannt.
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