Text: Michael Möser
Oulu ist das Silicon Valley Nordeuropas und der heißeste MICE-Tipp in Skandinavien. Die junge Start-up-Szene der High-Tech-City sprüht vor kreativen Ideen – inspirierend, wie die arktische Wildnis und das Leben am Meer
Haben Sie schon einmal von Oulu gehört? Die mit 205.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt Finnlands liegt eine Flugstunde nördlich von Helsinki, im Midwest könnte man sagen, dort wo Finnland auf der Karte einen Knick macht. Oulu ist eine Stadt am Meer, aber auch am schönen Fluss Oulujoki, der sich durch die einzigartige Naturlandschaft der Region schlängelt und sich an der Küste mit der See vereint.
Oulu ist noch weitgehend unentdeckt, ein „Hidden Gem“ in der großen, weiten MICE-Welt. Aber warum nur? Die High-Tech-Metropole Finnlands ist weltweit führend in der drahtlosen Technologie. 2,6 Milliarden Menschen nutzen Mobiltechnologie, die in dieser leben- digen Stadt entwickelt wurde.
Die Welt wird zunehmend digitalisiert und Oulu ist eine Art Master-Hirn der Informations- und Kommuni- kations-Technologie (ICT). Nur ein Beispiel: Während in Deutschland noch über 5 G diskutiert wird, arbeitet man an der Universität von Oulu bereits an 6 G. In der Stadt ist Bewegung, als Besucher spürt man geradezu ihre Dynamik und Energie. Was nicht verwundern mag, bei einem Altersdurchschnitt von nicht einmal 38 Jahren und über 25.000 Studenten aus 90 Ländern.
Oulu ist eine Stadt, die sich neu erfunden hat. Erfin- den musste. In den 1990er Jahren und Anfang der 2000er-Jahre war sie in der Welt als „Nokia-City“ bekannt – die Mobiltelefone des finnischen Telekommunikationskonzerns waren damals führend. Doch das iPhone und die asiatische Konkurrenz überholten den Handy-Hersteller. Nach seinem Niedergang und dem Verlust von tausenden Arbeitsplätzen wurde aus der Not eine Tugend geboren: 3.000 ehemalige Nokia-Mitarbeiter gründeten eigene Firmen. Allein in den Jahren 2014 bis 2016 entstanden in Oulu 500 Start-ups, überwiegend im High-Tech-Bereich. Seither weht der Erfindergeist durch die Stadt. Erstaunlich ist dabei, mit wie viel Kreati- vität und Ideenreichtum Neues in Angriff genommen wird.
Ein gutes Beispiel dafür ist der junge Amerikaner Jason Brower. Er gründete mehrere Unternehmen u. a. Technologie-Start-ups, Soundprodukte und sogar ein Taco-Restaurant. Bekannt wurde er aber, weil er Start-ups eine Plattform bietet, um Investoren zu finden. Er ist einer der Initiatoren des „Polar Bear Pitching“, das inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist und alljährlich im März stattfindet. Dabei müssen die Kandidaten vor hunderten Zuschauern und laufenden Kameras in ein Eisloch steigen und ihr Produkt oder ihre Idee vorstellen. Der innovative Event ist nur eine der vielen Erfolgsgeschichten dieser außergewöhnlichen Stadt.