Coworking ist salonfähig und zu einem beliebten Business-Modell geworden. Die Palette reicht vom hippen Großraum-Treff bis zum exklusiven Member-Club. Einige Beispiele aus Europa…
Text: Jenny Southan / Michael Möser
Man schätzt, dass bis 2020 einer von zwei arbeitenden Menschen in Großbritannien entweder ein Freelancer oder anderweitig selbstständig ist. Diese als überdurchschnittlich kreativ geltende Bevölkerungsgruppe soll kollektiv insgesamt rund 51 Millionen Pfund zur Wirtschaftsleistung beitragen. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland ab. Und es sind längst nicht nur Freiberufler, die mobile Arbeits-und Meeting-Plätze schätzen, auch immer mehr Geschäftsreisende nutzen die komfortable Alternative zum Hotelzimmer.
Die Gründe liegen auf der Hand: Man teilt sich die Arbeitsplätze, wann und wo man sie benötigt, trifft sich mit anderen, die ähnlich ticken. Coworking-Spaces sind bekanntlich mehr als nur günstiger Büroersatz. Es geht auch um Kommunikation, Austausch, Kreativität und ums Netzwerken. Hier treffen nicht nur Menschen aufeinander, sondern auch Ideen, Standpunkte, Meinungen. Man profitiert vom Wissen der anderen, von der Community und dem Spirit.
Die ersten offenen Coworking-Büros tauchten im Silicon Valley auf und boten für kleines Geld einen Arbeitsplatz auf Zeit. Auch heute ist das Prinzip ähnlich, jedoch beschränken sich die Nutzer längst nicht mehr nur auf Computerfreaks und Start-ups. Etablierte Firmen wollen sich im Kreise der Kreativen als „junger“ Arbeitgeber positionieren – und auch von diesen profitieren. Aus nüchternen Räumen wurden hippe Locations mit trendiger Einrichtung und Lounge-Atmosphäre inklusive Bars und Cafés.
Findige Geschäftsleute haben das Business-Modell erkannt. In neuen Hochhausprojekten werden Coworking- Flächen immer öfter mit eingeplant. Immer mehr Anbieter wie die Gruppe WeWork aus New York oder Mindspace aus Israel eröffnen in deutschen Großstädten Flächen, die es in dieser Größenordnung bislang nur in Metropolen wie New York oder London gab. Marktführer WeWork bietet seinen 268.000 Mitgliedern weltweit 287 Standorte in 77 Städten an. Laut einer Savills-Analyse sind allein 300 unterschiedliche Betreiber an etwa 350 Standorten in Deutschland vertreten. In Berlin, aktuell deutsche Hauptstadt des Coworking Trends, gibt es bereits über 100 Gemeinschaftsbüros im neuen Stil, u.a. von Pionieren wie Betahaus aus Kreuzberg.
Mindspace ist in vier deutschen Städten zu finden. Friendsfactory hat Standorte u.a. in München, Berlin und Hamburg. Die Coworking-Kette Design Offices, die bundesweit 20 Standorte betreibt, will ihr Flächenangebot innerhalb der nächsten zwei Jahre mehr als verdoppeln, von 75.000 auf über 200.000 Quadratmeter.
Wer auf Reisen den passenden Coworking-Platz finden will, kann auf Plattformen wie Copass.org oder Coworker.com zurückgreifen. Letzterer listet 7.000 Räume in 125 Ländern auf. Und wer sich nicht nur ein kreatives Umfeld, sondern auch Exklusivität wünscht, ist in einem privaten Members-Club gut aufgehoben. Die Nobelvariante der Coworking-Spaces wird gerade bei Geschäftsreisenden immer beliebter, bieten die edlen Rückzugsräume doch nicht nur mehr Privatsphäre, sondern auch ausgewähltes Publikum, hochklassige Ausstattung und natürlich Diskretion, das nötige Kleingeld vorausgesetzt.
Auf ondalife.com kann man sich ein Bild machen von den Private Members Clubs dieser Welt. Zum Angebot gehören die ganz exklusiven Adressen wie Camp David in New York, The Bureau in Paris, The Stack in Kapstadt, der Griffin Club in Los Angeles oder Alma in Stockholm. „Immer mehr Leute wollen ihre Zeit in Räumen teilen, in denen sie sich wohl fühlen“, sagt Onda-Gründer Luca Del Bono.
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