Das saudische Königreich will mehr Tourismus und ändert deswegen einige Regeln, die vor allem die Bewegungsfreiheit von Frauen einschränkten.
Bis dato ließ Saudi-Arabien nur Geschäftsleute und Arbeiter in seinen streng religiösen Staat. Land und Leute im Anschluss nach einem Business Trip noch kennenzulernen war nicht drin, schon gar nicht mit einem Partner.
Zwar bleiben Touristen die heiligsten Stätten des Islam – Mekka und Medina – verschlossen. Andererseits weist das saudische Königreich reichlich andere sehenswerte Orte auf, darunter die größte Palmenoase der Welt sowie die Felsengräber bei Mada’in Salih aus der Zeit der Nabatäer, die allesamt auf der Unesco-Welterbeliste stehen.
Besuchervisum für jeden
Jeder kann nun, auch Frauen, über die Website www.visitsaudi.com einen Einreiseantrag stellen. Das E-Visum kostet 440 Rial (circa 107 Euro) und schließt die Krankenversicherung vor Ort ein. Die Einreiseerlaubnis kann von jedem über 18 Jahre mit einem Reisepass, der mindestens noch sechs Monate gültig ist, beantragt werden und gilt für 90 Tage.
Für diese Öffnung musste Saudi-Arabien allerdings ein paar Regeln lockern, die vor allem das Verhältnis zwischen den Geschlechtern bestimmten. So dürfen Frauen der Nationalen Kommission für Tourismus und das Nationale Erbe zufolge neuerdings Hotelzimmer ohne männlichen Vormund buchen. Und nicht nur das. Frauen und Männern mit ausländischem Pass ist es zudem erlaubt, in einem gemeinsamen Zimmer zu übernachten, ohne eine Ehebescheinigung vorzulegen. Ein Privileg, das unverheirateten saudischen Paaren vorerst noch vorenthalten wird.
Dürfen Frauen selbst Autos mieten?
Auch der Dresscode ist für Besucherinnen im erzkonservativen Königreich nicht so streng. Zwar müssen Schultern und Knie bedeckt sein und der Kleiderschnitt darf nicht hauteng sein. Im Gegensatz zu den saudischen Geschlechtsgenossinnen ist für Ausländerinnen das Tragen des langen Überwurfs Abaya im öffentlichen Raum keine Pflicht.
Trotzdem bleiben einige Fragen offen. So empfiehlt die Touristenkommission Mietautos als günstiges Fortbewegungsmittel. Allerdings lässt sie offen, ob ausländische Frauen allein Autos anmieten und fahren dürfen. Zwar sind Fahrerinnen ohne männliche Begleitung seit Kurzem erlaubt, aber immer noch verbüßen einige Frauen Gefängnisstrafen, weil sie vor der Aufhebung des Frauenfahrverbots am Steuer saßen.
Die Öffnung Saudi-Arabiens für den Tourismus ist Teil eines Planes, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren und bis 2030 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der Reisebranche zu erwirtschaften. Derzeit sind es drei Prozent, die vor allem mit den jährlich rund 2,3 Millionen Pilgern erzielt werden.
(thy)
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