Michael O’Leary, Chef von Ryanair und einer der größten Gewinner der Liberalisierung, die ihm persönlich zu einem geschätzten Vermögen von über einer Viertelmilliarde Euro verholfen hat, jubelt selbstverständlich auch: „Der einheitliche europäische Binnenmarkt im Luftverkehr ist einer der größten Erfolge der EU in den letzten 25 Jahren.“ Dabei war der Start alles andere als euphorisch. Es dauerte sehr lange, bis sich die neue Freiheit auch für die Kunden positiv auswirkte. Erst 1996 trauten sich erstmals englische und später irische Gesellschaften, ab Deutschland billige Flüge in Drittländer anzubieten.
Deutsche Airlines haben die Freiheiten bis heute kaum ausgenutzt, und auch die Netzwerkgesellschaften anderer Länder blieben eher zurückhaltend. Als 1997 die sogenannte Kabotagefreiheit begann, die es jeder EU-Gesellschaft gestattet, Inlandsflüge in einem anderen EU-Land anzubieten, versuchte Ryanair, mit vier innerdeutschen Strecken Fuß zu fassen – alle wurden aber mangels Nachfrage bald wieder eingestellt. Heute, wo Schnäppchenpreise am Himmel Normalität sind, vergisst man leicht, dass vor gut zwei Jahrzehnten die gleichen Luft-Sprünge ein teurer Luxus waren.
Noch im Sommer 1996 bot Lufthansa den Flug von Hamburg nach München und zurück im günstigsten Fall für 400 Mark (283 Euro nach heutigem Wert) an. Das erforderte, dass man bis spätestens 14(!) Tage vor Abreise noch ein Ticket in der entsprechenden Buchungsklasse bekam, und erlaubte die Rückreise frühestens am Sonntag nach dem Hinflug – eine Regelung, die Geschäftsreisende von vornherein ausschließen sollte. Die zahlten oft locker 700, 800 oder gar 1.000 Mark, um kurzfristig von der Elbe an die Isar und zurück zu jetten. Auf Europastrecken sah es nicht viel besser aus: München – Helsinki zum „Flieg und Spar“-Tarif der Lufthansa im Sommer 1996: 1.518 Mark. Und auch dabei galt: Rückflug erst am Sonntag nach Reiseantritt, Geschäftsreisende zahlten nach dieser Regelung also oft das Doppelte.
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