Ganz ohne Firmenwagen: „Es kann schon mühsam werden“
Ein Monat ohne Firmenwagen – keine ganz leichte Sache für Janine Tarter. Die 28-Jährige arbeitet für einen großen Konsumgüterhersteller, bei ihren Geschäftsreisen hat sie in der Regel viel Gepäck dabei. Schon im Vorfeld stellte sich die Junior Sales Managerin darauf ein, dass es mühsam werden könnte, die üblichen Lasten „von Bahn zu Bahn und von Auto zu Auto zu transportieren“ – und fühlt sich bestätigt nach vier Wochen auf der Schiene. Der Kofferraum fehlte, ebenso wie die Möglichkeit, „für alle Eventualitäten etwas einpacken zu können“. Immer wieder gab es für Tarter Situationen, in denen sie sich ihren Firmenwagen zurückwünschte, etwa „wenn man mit Koffer & Co. auf dem Bahnsteig steht, der Fahrstuhl ist kaputt, keine Rolltreppe da und zehn Treppen, die man laufen muss, um irgendwann anzukommen“. Ganz ohne die Flexibilität des eigenen Pkw geht es nicht auf den Businessreisen der Kölnerin – das kristallisierte sich beim Praxistest ganz klar heraus.
Ebenso klar jedoch wurde der jungen Managerin, dass die Bahn eine angenehme Alternative zum Auto sein kann – „insbesondere für Langstrecken in Süddeutschland“ bzw. auf Hochgeschwindigkeitsstrecken. Tarter: „Hier kann man teils wertvolle Zeit sparen, man kann die Fahrt nutzen, um zu arbeiten, und sitzt nicht die ganze Zeit im Auto.“ Außerdem entfalle die Zeit für die Parkplatzsuche am Zielort, an Staus auf der Autobahn fahre man vorbei. Hier lohne es sich auf alle Fälle umzusteigen – was sie in Zukunft auch öfter machen wolle. Überraschend fand die Managerin die Erkenntnis, dass die erste Klasse hoch frequentiert sei, so dass man ohne Sitzplatzreservierung auch mal streckenweise stehen müsse: „Das hätte ich nicht erwartet.“ Dennoch: Dass man „den Laptop anschmeißen und sich zwischendurch auch mal fünf Minuten erholen“ könne – das sei schon ein großer Vorteil gegenüber dem eigenen Auto. Wenn die Züge dann auch noch halbwegs pünktlich seien, dann würde das Angebot der Bahn „schon gut passen“. Dass Tarter zu diesem Fazit kommt, dürfte auch an dem Umstand liegen, dass ihre Bahnreisen größtenteils nach Plan verliefen: „Dramatische Verspätungen gab es nicht, zweimal habe ich den Anschluss nicht erwischt, da waren es Verspätungen um die 20 Minuten, wo dann der andere Zug auch nicht mehr warten konnte.“ Trotzdem wünscht sich die Teilnehmerin noch mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Züge – „da ist noch Luft nach oben!“ Ein klarer Vorteil der Bahn ist für Janine Tarter deren Umweltfreundlichkeit: „Man sollte sich auf manchen Strecken schon überlegen, ob es wirklich Sinn macht, mit dem Auto zu fahren, oder ob nicht vielleicht der Zug die bessere Alternative ist.“ Benzinverbrauch, Emissionen & Co. – für Tarter ein wichtiger Grund nachzudenken, bevor sie auf die Straße rollt.
Als suboptimal stuft Tarter ihre Erfahrungen mit Flinkster ein. Die Geschäftsreisende kennt sich aus mit Carsharing, Free-Floating-Dienste wie DriveNow und Car2Go nutzt sie regelmäßig. Im Gegensatz zu den beiden von Automobilherstellern mitbetriebenen Angeboten ist Flinkster stationsgebunden, das heißt: Fahrzeuge werden an festen Standorten gemietet und müssen an ebendiese wieder zurückgebracht werden. Für Tarter „ein starres Konstrukt“, das sie in ihrer Flexibilität einschränke: „Mit den Diensten, die ich sonst nutze, kann ich von Köln nach Düsseldorf zum Flughafen fahren und das Auto dort stehen lassen. Das ist nicht nur attraktiver, sondern auch kostengünstiger“, sagt Tarter. Ein „echter Aufreger“ war für die junge Frau die Tatsache, dass Flinkster-Autos oftmals in Parkhäusern stationiert sind, wo Probleme mit der App an der Tagesordnung seien. Außerdem seien die Standorte oft nur schwer zu finden, was Zeit und Nerven koste sowie den Planungsaufwand einer Reise gravierend nach oben schraube. Verbesserungswürdig befand Janine Tarter auch die Flinkster-Flotte: „Teilweise waren Modelle und Navis alt, ganz oft blinkte die Anzeige ,Ölstand zu niedrig‘ – da würde ich mir eine Modernisierung wünschen.“ In Zukunft will die 28-Jährige Flinkster nur nutzen, wenn sie mit der Bahn reist und sich in unmittelbarer Nähe des Zielbahnhofs eine Station befindet, um von dort aus unkompliziert weiterzukommen – „also als kostengünstigere Alternative zum Taxi“.
Auch die Mietfahrräder „Call a Bike“ eignen sich für Tarters Berufsalltag nur bedingt: „Mit den Sachen, die ich ständig transportieren muss, ist das Rad einfach zu umständlich.“ Privat sieht die Sache anders aus: „Ich war bei schönem Wetter viel mit den Rädern von ,Call a Bike‘ unterwegs. Das ist in einer Stadt wie Köln ganz praktisch und teilweise schneller als mit dem Bus oder Auto.“
Janine Tarter | Mein Fazit
Bahn:
+ Zeitersparnis (kein Stau, keine Parkplatzsuche)
+ Möglichkeit, auf der Bahnfahrt zu arbeiten
+ Umweltfreundlichkeit
Flinkster:
– starres Konzept, weil stationsgebundenes Carsharing-Modell
– Probleme mit der App in Parkhäusern
– Flotte teils veraltet, teils schlecht gewartet
Call a Bike:
+ praktisch, teils schneller als Bus und Bahn
– Gepäcktransport nicht möglich