Vier Wochen mit der Bahn durch Deutschland: drei Geschäftsreisende im Praxistest von BUSINESS TRAVELLER und der Deutschen Bahn
Bahnfahren statt im Stau stehen: Davon träumt so mancher, der regelmäßig im Dienstwagen durch die Republik kurvt und, statt entspannt anzukommen, gehetzt zum Geschäftstermin erscheint. Für drei Vielreisende wurde der Traum jetzt Realität: Janine Tarter (28), Lars Dünker (44) und Lando Althöfer (35) wurden für den Praxistest von BUSINESS TRAVELLER und der Deutschen Bahn ausgelost – und stiegen um. Vier Wochen lang gingen die drei Probanden in Sachen Geschäftsreise neue Wege, fuhren kreuz und quer durch Deutschland zu Meetings, Kunden und Partnern – das alles ohne Firmenwagen, dafür mit einem Mobilitätspaket der Deutschen Bahn.
Das beinhaltete: je eine BahnCard 100 für die erste Klasse, ein Budget von 500 Euro für Flinkster, das Carsharing-Modell der Deutschen Bahn, sowie eine Flatrate für die DB-Mietfahrräder „Call a Bike“. Gewohnte Pfade zu verlassen und statt des bewährten Verkehrsmittels auf die Mobilitätsangebote der Deutschen Bahn zu setzen verlangt Aufgeschlossenheit und Tatkraft. Alle Teilnehmer gingen motiviert ans Werk: „Ich finde es spannend, über die Alternative Bahn nachzudenken“, sagte Janine Tarter, die beruflich und privat schon mal auf der Schiene unterwegs ist, „aus Bequemlichkeit“ aber immer wieder ins Auto steigt. Lars Dünker wollte „den Härtetest machen“ und herausfinden, ob er ohne den Luxus und die Freiheit des eigenen Autos auskommen kann oder nicht. Und auch Lando Althöfer rechnete damit, dass das Abenteuer Bahn für ihn eine Herausforderung werden könnte.
Wie es den drei Geschäftsreisenden erging, ob ihre Erwartungen erfüllt wurden und mit welchem Fazit sie von ihren Fahrten durch die Republik zurückkehrten – das erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Protokoll eines Selbstversuchs: Freuen Sie sich auf spannende Geschichten aus dem Leben bahnfahrender Business Traveller.
Ein Monat auf der Schiene war für die Teilnehmer unseres Praxistests eine spannende Erfahrung – mit unterschiedlichem Ausgang. Ergebnisse eines Experiments, das nachwirkt:
Lando Althöfer ist ein Intensivnutzer: Von 28 Tagen, die der Paxistest dauerte, war der 35-Jährige 19 unterwegs – es liegt auf der Hand, dass der Mann nach drei vollen Wochen auf der Schiene zu einem für ihn schlüssigen Ergebnis gekommen ist. Auf den Punkt gebracht: Lando Althöfer würde komplett auf die Bahn umsteigen, wenn er Geschäftstermine an anderen, bahnhofsnahen Standorten hätte. Es waren vor allem „die angenehme Reiseatmosphäre in der ersten Klasse mit dem ICE“, die Althöfer für die Alternative Bahn einnahm, die Ausstattung der Züge und der Fakt, dass er immer „relativ problemlos“ einen Platz bekam, manchmal sogar ein gänzlich leeres Abteil. Nur einmal sei eine Verbindung nach München sehr stark frequentiert gewesen, da habe er aber auf die für Premiumkunden reservierten Plätze mit dem „Bahn.Comfort-Status“ ausweichen können. Die Zeit und Ruhe auf der Fahrt von A nach B nutzte Althöfer, um auszuspannen, das Handy zu laden oder zu arbeiten – ein unschätzbarer Vorteil gegenüber dem Firmenwagen, sagt der Vielreisende, der lieber aus dem Fenster schaut, anstatt am Steuer seines Wagens von Stau zu Stau zu fahren. Angenehm überrascht habe ihn auch das kostenlose WLAN und das Multimedia-Angebot im ICE, was er auf seinen Zugfahrten ausgiebig genossen habe und mittlerweile aus dem Effeff kenne, aber: „Das wird ja monateweise gewechselt.“
Insgesamt sei die Bahn für Althöfer „ein stimmiges Angebot“, bis auf eine kleine Verspätung bzw. den Ausfall eines Zuges habe er während des Praxistests „nichts Großes zu beanstanden“ gehabt. Dass der Koordinator im Gesundheitswesen trotzdem nicht komplett auf die Schiene umsteigen will, liegt an den Fahrten zu Bahnhöfen bzw. Terminen – „die bedeuten doch einen erheblichen zusätzlichen Zeitaufwand“. Allein aus diesem Grund bleibt Althöfer beim Firmenwagen, legt aber die BahnCard 100 all jenen ans Herz, „die pendeln in ihrer beruflichen Tätigkeit oder Termine in Bahnhofsnähe einer größeren Stadt haben“. Dann würde sich die Flatrate empfehlen, „egal, ob in der ersten oder zweiten Klasse“. Das Thema Umweltfreundlichkeit sei ein zusätzlicher Anreiz, bei passenden Strecken auf die Schiene zu wechseln: „Wenn die Bahn so ein Angebot macht, dann nutzt man das auch gerne.“
Nicht wirklich zufrieden zeigte sich Althöfer mit dem Carsharing-Angebot Flinkster. Die Konditionen (hohe Selbstbeteiligung, Mietkosten) seien unattraktiv im Vergleich zum Wettbewerb, die Stationen teils „sehr weit weg vom Bahnhof“. Beispiel Hamburg: Während man Fahrzeuge von DriveNow nicht selten direkt vor dem Bahnhof finden könne, müsse man als Flinkster-Kunde zehn Minuten bis zum nächstgelegenen Parkhaus laufen, fünf Etagen durchsuchen und dann „in der Enge des Parkhauses nachprüfen, wie viel Schrammen das Auto hat und ob die schon bekannt sind“. Auch der Pflegezustand des Autos im Praxistest sei nicht zufriedenstellend gewesen in der Hansestadt – alles in allem schlechte Voraussetzungen für einen Geschäftsreisenden unter Zeitdruck. In Hannover sähe es anders aus: „Da stehen die Fahrzeuge auf einem bahneigenen Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs“, die Autos seien außerdem „neu und sauber“. Ähnlich unterschiedlich gestalte sich die Sache bei den Mietfahrrädern „Call a Bike“: Wenn Althöfer in Hamburg Termine habe, schwinge er sich gern auf die Fahrräder der Bahn, die direkt vor dem Bahnhof geparkt seien. In Hannover sei das bis vor kurzem auch so gewesen, mittlerweile jedoch wurde der Stellplatz verlegt – an einen „seitlichen Ausgang des Bahnhofs“. Dort finde man schon mal Fahrräder vor, die völlig demoliert seien oder gar nicht mehr nutzbar – „das finde ich sehr schade“.
Lando Althöfer | Mein Fazit
Bahn:
+ entspanntes Reisen statt Dauerstau
+ Möglichkeit, zu arbeiten und auszuruhen
+ gute Ausstattung der ICEs mit WLAN und Entertainment-Angebot
+ Umweltfreundlichkeit
Flinkster:
+ leichte Bedienbarkeit der Fahrzeuge
+ moderne Ausstattung
– teils unattraktive Standorte der Stationen
– unattraktive Konditionen (Versicherung, Mietkosten)
– eingeschränkte Flexibilität, weil stationsgebundenes Carsharing-Modell
– teils schlechter Pflegezustand der Fahrzeuge
Call a Bike:
+ praktisch, wenn günstig stationiert
– teils unattraktiver Standort
– teils schlechter Zustand der Fahrräder