Noch nie haben Low-Cost-Airlines in Deutschland so viele verschiedene Flugverbindungen angeboten. Billigflieger bedienen inzwischen circa 30 Prozent aller Flugverbindungen ab Deutschland. Das ist ein Ergebnis des alljährlichen Berichts Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Von der Pleite der Air Berlin im vergangenen Herbst und der Verteilung der Strecken haben die Low-Cost-Airlines am meisten profitiert – und das nicht nur innerhalb der Bundesrepublik. Auch europaweit ist das Billigflugsegment um starke zehn Prozent gewachsen. Laut DLR lassen sich folgende Trends ablesen:
Die Zahl der Flugrouten stieg gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum im letzten Winterhalbjahr von 518 auf 642 unterschiedliche Strecken. Durch die Übernahme vieler Air-Berlin-Strecken verzeichnet Eurowings ein 40-prozentiges Wachstum und hält nun einen Marktanteil im deutschen Low-Cost-Markt von über 50 Prozent. Ryanair und Easyjet folgen danach mit 18,2 bzw. 16,7 Prozent Marktanteil. Dabei hat Ryanair sein Streckennetz um 59 (darunter Frankfurt) und Easyjet um 14 Ziele erweitert.
Der steigende Ölpreis sowie die Expansion der Billigflieger an Großflughäfen haben die Bruttopreise für einen einfachen Flug auf 53 bis 117 Euro im Schnitt in die Höhe getrieben. Im Vorjahr lagen die durchschnittlichen Ticketpreise noch bei 44 bis 105 Euro. Dem DLR zufolge haben sich insbesondere die durch Eurowings und Easyjet übernommenen Strecken als „preisdämpfend“ ausgewirkt. Allein Easyjet bietet in Berlin rund 400 Flüge mehr an als im Vorjahr.
Europaweit liegen Ryanair mit 2395 Strecken und Easyjet mit fast 1200 Strecken an der Spitze im Billigfliegersegment und halten damit 50 Prozent des Marktanteils. Eurowings liegt europaweit bei neun Prozent. Den enormen Vorsprung schafft Ryanair durch eine mittlerweile einheitliche Flotte von 430 Jets des Typs Boeing 737 mit 189 Plätzen. Ebenfalls mit kleineren Langstreckenflugzeugen – etwa des Typs Boeing 737 Max 8 – versucht Norwegian den Radius auf Ziele in Asien und Amerika zu erweitern. Damit lassen sich Nebenziele wie zum Beispiel Edinburgh nach Newburgh in den USA lukrativ anfliegen.
Die Grenzen zwischen Billigflieger, Charter oder Linienflug schwinden. Allein am niedrigen Preis, der Verfügbarkeit bzw. der Vertriebsart lässt sich das Segment Low-Cost nicht definieren. Während Billig-Airlines mittlerweile auch große („teure“) Airports wie Frankfurt ansteuern und durch den Verkauf von Extras auch das Serviceangebot erhöhen, mischen Charterflieger und Linienfluggesellschaften mit günstigen Preisen oder eigenen Billigfliegern in diesem Markt mit.
(thy)
Quelle Grafiken: DLR