Stadt für die Sinne

Budapest

Bild: Shutterstock

Roter Samt, vergoldeter Stuck und am Piano ein Musikus im Frack: Im Café New York zeigt sich Budapest von seiner barocken Seite – üppig, verspielt und voller Leben. Wo sich in den 1920er Jahren die intellektuelle Elite der Donaustadt traf, nippen heute Touristen an ihrem Kaffee. Das Licht ist warm und einladend, von der Decke strahlen prachtvolle Kronleuchter – selbst eingefleischte Puristen werden dem Charme dieses Orts ohne Gegenwehr erliegen. Als Teil des historischen Gebäudes der „New York Life Insurance Company“ aus dem 19. Jahrhundert wurde die Caféhaus-Legende von 2001 bis 2006 aufwändig restauriert – und ziert heute das Erdgeschoss des Luxushotels New York Palace, Boscolo, als eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Budapests (www.newyorkcafe.hu).

Prachtbauten am Donauufer

Es sind Einrichtungen wie diese, die den Besucher vom ersten Augenblick an für die Stadt einnehmen. Die ausstrahlen, dass hier gelebt wird – ungeachtet der politischen und wirtschaftlichen Probleme, die das Land seit Jahren fest im Griff haben. Allein ein Spaziergang am Donauufer offenbart den Glanz der 1,8-Millionen-Metropole, die ihre Prachtbauten hegt und pflegt – viele davon sind vom Fluss aus zu bestaunen. Zum Beispiel das gewaltige klassizistische Hauptgebäude der Corvinus-Universität, der Burgberg mit Königlichem Schloss und historischem Burgviertel – von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt – oder aber der felsige Gellértberg mit Freiheitsstatue und Zitadelle. Selbst wer nur wenige Tage zur Verfügung hat, sollte sich diese beeindruckenden Zeugnisse der Vergangenheit nicht entgehen lassen.

Wagner in der Staatsoper

Für Opernfans bietet sich der Besuch der Ungarischen Staatsoper am Weltkulturerbe-Boulevard Andrássy út (VI. Bezirk) an: Allein das Gebäude, ein Neorenaissance-Schmuckstück aus dem 19. Jahrhundert, ist absolut atemberaubend. Es gilt als eines der Meisterwerke von Miklós Ybl und gehört ohne Zweifel zu den schönsten Opernhäusern der Welt. Decken und Wände im Inneren sind über und über mit barocken Ornamenten bedeckt. Eindrucksvoll auch die Wandgemälde in den Treppenaufgängen und im Zuschauerraum der Oper, die seinerzeit von Bertalan Székely, Mór Than und Károly Lotz angefertigt wurden.

Klezmer im 7. Bezirk

Musik wird generell großgeschrieben in der weltoffenen Stadt an der Donau: So hat Budapest eine Vielzahl international besetzter Festivals zu bieten. Ein Klassiker ist das Frühlingsfestival, junge Menschen aus aller Welt rocken im Sommer auf dem Sziget-Festival (www.sziget.hu/fesztival), während zahlreiche Open-Air-Events und der „Sommer auf der Kettenbrücke“ weitere künstlerische Höhepunkte setzen. Einblick in die jüdische Kultur erhalten Besucher beim „Jüdischen Sommerfestival“, dem größten Kulturfestival der Glaubensrichtung in Europa (www.jewishfestival.hu).

Kneipen mit Sperrmüll-Chic

Wer tiefer eintauchen in die jüdische Kultur, für den ist der Besuch des 7. Bezirks, dem ehemaligen Ghetto Budapests, ein Muss. Trotz seiner düsteren Vergangenheit ist das Viertel voller schöner Ecken, netter Cafés und einer lebendigen kulturellen Szene, in der die melancholischen Klänge der Klezmer-Musik gerade eine kleine Renaissance erleben.

Viele der Häuser in den schmalen, verwinkelten Straßen stehen leer. Die bröckelnden Fassaden der Jugendstilhäuser machen so manchen beklommen, andere kreativ: „Zur Jahrtausendwende entstand die Idee, die Häuser trotz ihres schlechten Zustands eine Zeitlang zu nutzen“ erzählt Attila Busák, Geschäftsführer des „Szimpla kert“ (Simpler Garten), der ersten und heute wohl bekanntesten Ruinenkneipe der Stadt. Hier werden in dämmrigen Nischen zwischen Sperrmüllmöbeln und wilder Deko, Bier und Drinks ausgeschenkt – ein Modell, das schnell Schule gemacht hat in Budapest. Heute, aber spätestens seit Erwähnung des „Szimpla kert“ im Reiseführer „Lonely Planet“, gehört ein Besuch in einer der pittoresken Kneipen zum Standardprogramm jedes Touristen. Was nicht heißt, dass diese an Charme eingebüßt haben: So viel junges, internationales Publikum findet man selten, die Atmosphäre ist locker-sympathisch und von der schrillen, improvisierten Einrichtung kann man so manche Anregung mit nach Hause nehmen (www.szimpla.hu).

Warmes Wasser, wilde Partys

Nicht nur die Nächte in den legendären Ruinenkneipen verlangen nach Erholung, auch wer sich in die Budapester Clubszene begibt – die Stadt hat sich zu einer der angesagtesten Party-Cities Europas entwickelt –, wird sich mit Wonne einer Tradition hingeben, die alle Altersklassen hoch halten in der Stadt: der Bäderkultur. Aus über 120 heißen Quellen fließen täglich über 30.000 Kubikmeter mineralstoffreiches Wasser in 21 Bäder, von denen zehn anerkannte Heilbäder sind.

Der berühmteste unter den Badetempeln ist wohl das legendäre Gellért-Bad (www.gellertbad.hu) im gleichnamigen Hotel. In dem luftigen, mit Kacheln und Mosaiken verzierten Jugendstilbau lässt es sich stilvoll entspannen. Ebenso prächtig planscht es sich im Széchenyi-Bad (www.szechenyibad.hu/), das von einer 70 Grad heißen Quelle gespeist wird. Für viele Budpester ist es ein tägliches Ritual, im warmen Wasser sitzend Schach zu spielen. Und im frisch renovierten türkischen Rudas-Bad (http://de.rudasfurdo.hu/) aus dem 16. Jahrhundert herrscht sogar nachts Hochbetrieb: Alle zwei Wochen lädt das Bad zur Thermen-Party, dann wird bis vier Uhr morgens im und ums Wasser getanzt, dazu gibt‘s Cocktails und eine Lasershow. Danach braucht man einen Plüschsessel und starken Kaffee. Wohl dem, der im New York Palace wohnt …

Budapest-Basics

Anreise aus Deutschland: Lufthansa, Germanwings, Air Berlin, Ryanair, Easyjet und Wizzair fliegen in die ungarische Hauptstadt. Flugzeit ab Frankfurt: ca. 1 Stunde

Vorwahl: 0036-1

Währung: 1 Euro = 290,88 HUF (Ungarische Forint)

Visa: keine

Info: Ungarisches Tourismusamt, Wilhelmstr. 61, 10117 Berlin, Tel.030/2 43 14 60, www.ungarn-tourismus.de/budapest.html

Dt. Botschaft: Úri utca 64-66, 1014 Budapest, Tel. 488 35 00, www.budapest.diplo.de

Guides:

Buch: Budapest MM-City: Reisehandbuch mit vielen praktischen Tipps [Broschiert] von Barbara Reiter und Michael Wistuba, 264 Seiten, Müller Verlag, Erlangen (Juli 2012); Preis: 15,90 Euro

App: Budapest Travel Guide – Lonely Planet; Compatible with iPhone, iPod touch, and iPad. Requires iOS 4.3 or later. 3,99 $

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